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Glaubenssätze, alte Loyalitäten & Fesseln

 

Inhaltsverzeichnis

 

Glaubenssätze – ein breites psychologisches Betätigungsfeld

In der Psychologie und in der Psychotherapie ist die Auseinandersetzung mit sog. Glaubenssätzen allgegenwärtig. So auch in meiner Praxis. Allerdings liegt mein Schwerpunkt auf Glaubenssätzen, die vorsprachlich und vorrational übernommen worden sind. Ich bezeichne sie bildlich als "Fesseln" oder eher juristisch angehaucht als "alte Loyalitäten". Es ist eher nicht so leicht, sie durch Analyse und Reflexion zu ermitteln, aber es ist möglich. Über die repräsentative Wahrnehmung oder die Symbolarbeit gelingt es hingegen leicht. Was nicht möglich ist, ist sie durch Analyse und Reflexion aufzulösen, denn sie sind auf einer nicht-rationalen Ebene gespeichert. Deshalb scheitern auch die Versuche, sich von ihnen und ihrer Auswirkungen (Verhaltensmuster, Zustände) durch das Reflektieren und das Ändern der Einstellung / der Gedanken zu befreien. Dabei entscheiden sie maßgeblich darüber, wie wir uns wahrnehmen, ob wir unsere wahre Identität entdecken und wie wir unser Leben leben.

Was sind Glaubenssätze, alte Loyalitäten & Fesseln?

Glaubenssätze sind verinnerlichte Haltungen und Einstellungen, die man aus Treue, Loyalität, "Liebe" oder auch unter Gewaltanwendung von anderen Mitgliedern der Familie und der Gesellschaft übernommen hat. Eine alte Loyalität hat einen ähnlichen Charakter und verbietet jemandem etwas zu tun, was diesem Menschen eigentlich entsprechen würde, weil man das aus Zugehörigkeitsgründen nicht tut. Als man diesen Vertrag (unbewusst) unterschrieben hat, hat man das Kleingedruckte nicht gelesen. Dabei ist das Kleingedruckte sehr wichtig und meldet sich mit der Zeit verstärkt als eine Art Rechnung. Die Rechnung kommt meist in Form von emotionalen oder körperlichen Symptomen, kann sich aber auch in anderen Lebensbereichen äußern: in Partnerkonflikten, in Konflikten mit den Kindern, in Problemen mit der Arbeit oder den Finanzen. Im freiRaum wird das Kleingedruckte gelesen, so dass der Klient die Möglichkeit bekommt, den Vertrag, dem er mal zugestimmt hat, genau zu studieren und ihn auf Wunsch aufzulösen.

Fesseln ist eine bildliche Variante von solchen Glaubenssätzen und Loyalitäten. Sie erscheinen häufig als eine Körperwahrnehmung, als hätte man tatsächlich eine Fessel am Fuß oder eine Kette am Arm. Sie lassen sich gut durch Symbolarbeit lösen. Manchmal reicht es, eine Fessel durch eine Symbolhandlung zu sprengen. Manchmal muss der Schlüssel zu einer Fessel, den man selbst versteckt hat, gesucht werden, so dass das Schloss wieder geöffnet werden kann. Für unsere Psyche ist eine Symbolhandlung eine echte Handlung. Das ist der Grund, warum das so gut funktioniert.

Glaubenssätze in der Transaktionsanalyse

Die Transaktionsanalyse bietet einen guten Einstieg in die Welt der Glaubenssätze in Form von grundsätzlichen Prägungen. Sie gehen tiefer als das, was man populärpsychologisch unter "Glaubenssätzen" versteht. Erice Berne nannte sie "innere Antreiber" und "Einschärfungen". Die inneren Antreiber lauten:

  • Sei perfekt!
  • Sei stark!
  • Beeile dich!
  • Streng dich an!
  • Mach es allen recht!"

Die 5 Antreiber sind bereits Strategien der Überkompensation für einen erlittenen Mangel. Der Mangel offenbart sich deutlicher in den Einschärfungen, die präverbal übermittelt worden sind. Sie lauten:

  • Sei nicht!
  • Sei nicht du!
  • Fühl nicht!
  • Sei nicht wichtig!
  • Sei nicht erfolgreich!
  • Gehör nicht dazu!
  • Sei kein Kind!
  • Denk nicht!
  • Sei nicht gesund!

Im Internet finden sich Tests, mit denen man der eigenen Früh-Prägung gut auf die Schliche kommen kann. Dieser Einschärfungstest ist empfehlenswert und bietet eine gute Orientierung. Antreibertests gibt es sehr viele, z. B. diesen hier. Beachten Sie, dass nichts in Stein gemeißelt ist und ein Test eben ein Test ist und nicht das Leben selbst.

Auch wenn die Antreiber und die Einschärftungen zur zweiten Natur geworden sind, bleiben sie trotzdem Fremdelemente, auch wenn sie sich authentisch anfühlen. Aber auch hinter jeder Maske verbirgt sich das Licht.

Beispiele für Glaubensätze, alte Loyalitäten & Fesseln aus den freiRaum-Sitzungen

Das Ziel der freiRaum-Sitzungen ist die Selbstverbindung. Sie wird erst möglich, wenn der Mensch sich auf sich selbst ausgerichtet hat. Dann kann er sich selbst näher kommen. Das geht nicht, wenn er sich auf etwas Fremdes ausrichtet oder innerlich hin- und hergerissen ist. Die Ausrichtung auf das Fremde unterbindet die Selbstverbindung. Man ist mehr beim anderen, z. B. bei der Mutter, als bei sich selbst. Die Zerrissenheit macht die Selbstverbindung grundsätzlich möglich, solange der "fremde Faktor" nicht innerlich oder äußerlich wirkt. Oder der Mensch versucht beides zu bedienen (ein unmögliches und anstrengendes Unterfangen!) oder er bleibt einfach stehen und kann sich nicht entscheiden: eine Patt-Situation.

Ich habe eine Liste von Glaubenssätzen, Loyalitäten und Fesseln aus den freiRaum-Sitzungen gesammelt. Sie sind etwas konkretere Variationen von Eric Bernes Einschärfungen. Das Konkretere hat ihren Ursprung in den verschiedenen Klientenarbeiten. Eine gute Abstraktion (von Berne) ist bereits da und ich möchte einen Beitrag zur Differenzierung und zur Vielfalt dessen, was Menschen in sich tragen, leisten und sie außerdem den verschiedenen Grundenergien (Chakren und ihren Farben, mehr dazu im Artikel "Farbenfroher freiRaum: die Liebe zu den Farben, ihre Bedeutung und die Energiezentren-Arbeit") zuordnen. Sie als Leser lade ich ein, zu überprüfen, auf welche Sätze Sie welche Reaktion zeigen, und Ihre Schlüsse daraus zu ziehen. Ich werde diese Liste mit der Zeit mit weiteren Beispielen füllen.

Im Bereich der Ur-Kraft, des Lebens / des Überlebens (1. Chakra)

  • Du darfst die Wahrheit über den Anfang deines Lebens nicht wissen / erfahren.
  • Du musst die Unsicherheit und die Nicht-Geborgenheit, die du erlebt hast, verleugnen (und materiell kompensieren). Du darfst nicht spüren, dass du (bei deinen Eltern) nicht sicher / geborgen warst.
  • Du darfst die Unsicherheit, die Todesnähe und die Nicht-Geborgenheit, die du erlebt hast, nicht wahrhaben.
  • Du musst deine (tieferen) Gefühle unterdrücken (Achtung, Gefühle sind nicht mit klar spürbaren Emotionen gleichzusetzen!) und damit auch deine Ur-Kraft!

Im Bereich der Sexualität und Kreativität (2. Chakra)

  • Du darfst nicht kreativ sein. Insgesamt oder in einem bestimmten Bereich (keine eigenen Kinder, keine Projekte, keine Kunstform etc.).
  • Du musst deine Sexualität unterdrücken (sonst passiert etwas Schlimmes).
  • Du darfst deine Weiblichkeit / Männlichkeit nicht (voll) ausleben.
  • Du darfst deine Talente und Fähigkeiten nicht voll ausleben.
  • Du darfst das Leben nicht in allen Zügen oder nur eingeschränkt genießen.

Im Bereich des Willens (3. Chakra)

  • Du darfst keinen eigenen Willen haben.
  • Du darfst dich entwickeln und deinen Willen einsetzen, aber nur so, dass es unsere Grundfesten nicht in Frage stellt.
  • Du darfst nicht deine volle Größe einnehmen. Du darfst nicht den dir zustehenden Einfluss haben. Solltest du danach greifen, wirst du Schamgefühle empfinden oder du wirst krank.

Im Bereich der tieferen Gefühle und der kindlichen Bedürfnisse, u. a. nach Liebe (4. Chakra)

  • Du darfst freie kindliche Bedürfnisse ausleben, aber bitte nur in den Ferien oder nur in bestimmten Situationen. In allen anderen Situationen musst du brav sein.
  • Du darfst nicht spüren, dass du keine wahre Liebe (von deinen Eltern) bekommen hast.
  • Du verdienst bedingungslose Liebe nicht. Du bist ihrer nicht würdig.
  • Liebe deinen Nächsten (zu 90%) und erst danach dich selbst (zu 10%).
  • Du darfst deine Bedürftigkeit nicht spüren. Du musst dich stiefmütterlich behandeln.
  • Du darfst deine emotionalen Bedürfnisse nur indirekt durch körperliche Freuden (Essen, Zigarette, Sex etc.) befriedigen.
  • Tue so, als wärst du erwachsen (Ich nenne das "pseudoerwachsen.) und würdest all das nicht brauchen!
  • Du musst deine (tieferen) Gefühle unterdrücken (Achtung, Gefühle sind nicht mit klar spürbaren Emotionen gleichzusetzen!)

Im Bereich der Heilung (4. Chakra)

  • Du darfst nicht heilen und du darfst keine Heilung für dich wollen / beanspruchen.
  • Du darfst körperlich gesund sein, aber nicht heil.
  • Du musst die gleiche / eine ähnliche Krankheit wie wir haben, um dazuzugehören.
  • Du darfst deinem Auftrag als Heiler nicht folgen.

Im Bereich des Ausdrucks (5. Chakra)

  • Du darfst dich nur indirekt ausdrücken, z. B. durch Krankheit.
  • Du darfst dich nicht künstlerisch ausdrücken.
  • Du darfst dich nicht in Worten ausdrücken.
  • Du musst deinen Ausdruck unterbinden und herunterschlucken.
  • Du darfst einen bestimmten Ausdruckskanal (z. B. Tränen) nicht nutzen.

Im Bereich der Wahrnehmung (6. Chakra) – die Auflösung dieser Blockaden stellt eine Voraussetzung für tiefgehende Arbeit und Bewusstseinsentwicklung dar. Ohne klare Wahrnehmung bleibt jede andere Intervention sinnlos, da sie dann auf (teils) falschen Annahmen basiert:

  • Du darf nicht wahrnehmen.
  • Du darfst nicht klar sehen.
  • Du darfst deiner Wahrnehmung nicht trauen.
  • Du musst mit Verwirrung / mit Nebel im Kopf durchs Leben gehen.
  • In unserer Familie beschäftigen wir uns nicht mit Wahrnehmungen, Wahrheiten und Illusionen.
  • Tue so, als wäre nichts (um des Friedens willen).
  • Du darfst (manche) Lügen und Illusionen nicht erkennen.
  • Du darfst Übergriffigkeiten nicht erkennen oder musst sie sogar als etwas Gutes (als Liebe) wahrnehmen.
  • Du darfst die Lügen und Illusionen der anderen zwar erkennen, aber nicht deine eigenen / die unserer Familie.
  • Alles, was an Wahrnehmung (von oben, aus dem Kosmos) kommt, ist düster, gefährlich und vielleicht sogar böse.

Im Bereich der Verbindung nach oben (7. Chakra)

  • Du musst immer urteilen, du darfst keinen wertfreien Zustand einnehmen.
  • Alles muss in richtig und falsch, gut und schlecht, positiv und negativ unterteilt werden.
  • Du darfst dich mit der Erde verbinden, aber nicht mit dem Kosmos.
  • Du darfst dich nicht mit dir selbst verbinden.

Vertauschte Farben

Jeder Mensch wird mit einer Grundausstattung an Energien und Fähigkeiten empfangen. Man kann sie auch als Farben darstellen. Die jeweils unteren und oberen sorgen für eine Anbindung an die Ur-Kräfte der Erde und des Himmels. Die Energien sind gleichwertig und im Idealfalls ausbalanciert und aufeinander abgestimmt. Und natürlich hat jeder Mensch seine besonderen Stärken und Talente. Es kommt aber auch bei einer ganz besonderen Begabung darauf an, dass die Farben als Orchester zusammenspielen und nicht als einzelne Stimmen durcheinanderrufen.

Schon vor der Geburt können einige Dinge passieren, die dazu führen, dass auf die Anbindung verzichtet, einige Farben abgespalten oder in ihrer Essenz verändert werden. In unserer heutigen Lebenssituation ist das sogar Standard. Die Loyalitäten und Fesseln sind der Ursprung dieser Veränderung, sorgen gleichzeitig aber auch dafür, dass es so bleibt. Besonders die Loyalitäten im Bereich der Wahrnehmung sorgen zuverlässig dafür, dass nicht erkannt wird, dass etwas fehlt oder dass etwas in seiner Essenz verändert, also ein Fake ist. Im Beispiel (s. folgendes Bild) sehen Sie, dass die Anbindung nach oben und unten unterbrochen ist. Eine Farbe (Rosa) ist ganz weg, was man in der Psychologie als Abspaltung definiert. Das heißt, der Mensch nimmt nicht wahr, dass da etwas fehlt. Durch so eine gravierende Abspaltung entsteht Hass, der gegen sich (Krankheit, Feind im Inneren) oder gegen andere, die das Abgespaltene noch haben (Feind im Außen), gerichtet wird. Eine andere Farbe (Gelb) ist durch einen schwächeren Farbton ersetzt worden. Das könnte z. B. eine abgeschwächte Willensfunktion bedeuten. Andere Farben wurden teils in ihrer Grundessenz verändert und haben bräunliche Farbtöne angenommen. Das führt in Täter-Opfer-Retter-Kreisläufe. Das Grün ist im Gegenteil (als Überkompensation) dunkler und kräftiger geworden. Da die Anbindung fehlt, muss der Mensch Sicherheit in den Ersatz-Farben finden (was per definitionem keine echte Sicherheit, sondern ein Konstrukt ist). Auch das Fehlende muss kompensiert werden.

Die Arbeit im freiRaum oder in einer Praxis mit ähnlichen Zielen und Angeboten bedeutet, dass man seien Farb-Palette wiederherstellt und sich wieder anbindet. Manches davon geht ganz schnell, manches nur schrittweise. Das Beispiel-Bild zeigt den Stand nach einigen Sitzungen. Die Anbindung ist an einigen Punkten wiederhergestellt. Die echten Farben kommen zurück und verdrängten die vermischten Farben. Das verlorene Rosa kommt zaghaft wieder ins Bild. Der Mensch wird die Anbindung (über seinen Körper! Es ist kein gedankliches Konstrukt und auch keine By-Pass-Spiritualität auf "Wölkchen"!) kennen, sie aber auch immer wieder verlieren, wenn in seinem Leben die nicht echten Farben aktiviert werden. Das gehört alles zum Lernprozess dazu.

Nach weiteren Prozessen ist die Anbindung weitgehend wiederhergestellt. Danach folgt das Finetuning. Das Farb-Orchester muss üben, als Ganzes zusammenzuspielen. Für diesen Lernprozess sorgt das Leben und auch der Mensch hat schon einiges gelernt und kennt sich immer besser. Besondere Begabungen wollen erst recht gelebt werden. Sie brauchen aber auch eine solide Basis in der Anbindung und im Zusammenspiel der verschiedenen Energien.

Dieser Prozess des Finetunings ist nach meinem aktuellen Stand nie abgeschlossen. Das liegt in der Natur des Lebens, das immer neue Aufgaben mit sich bringt. So gesehen, ist man nie fertig, hat aber die besten Chancen aus Wiederholungen und alten Mustern auszubrechen und etwas Neues zu leben und zu erleben. Aus dem Teufelskreis wird eine Entwicklungsspirale. 

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Habe ich mich schon einmal mit den Glaubenssätzen, alten Loyalitäten und Fesseln beschäftigt, die ich in mein Ich übernommen habe? Welche sind noch aktiv, welche habe ich aufgelöst?
  • Mit wie vielen Fesseln (bitte intuitiv ermitteln, z. B. per Muskeltest) sollte ich mich aktuell beschäftigen? Wie viele drängen auf ihre (schrittweise) Auflösung? Kann ich ihre Inhalte ermitteln, z. B. indem ich intuitiv Bildkarten dafür aussuche?
  • Bin ich bereit, die Ketten und Fesseln zu sprengen und mich zu befreien (und die ersten Schritte dafür zu unternehmen)? Will ich überhaupt aus dem Gefängnis herauskommen? Oder ist meine Zelle noch zu bequem und gemütlich? Oder habe ich sogar eine Luxus-Zelle? Oder habe ich Angst vor einem Leben ohne mein Gefängnis? (s. auch "Wenn alle Menschen frei wären – von der großen Angst") Habe ich Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren oder vor einem Nichts zu landen?
  • Weiß ich, welche Farben bei mir komplett, teils vermischt oder sogar verlorengegangen sind? Bin ich bereit, mir einen Überblick darüber zu verschaffen und das Abgespaltene zurückzuholen? Will ich ganz werden, mit all den Konsequenzen, die diese Arbeit mit sich bringt?

 

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