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Träume deuten und verarbeiten mit Hilfe einer Aufstellung

 

Inhaltsverzeichnis

 

Träume als direkter Zugang zum Unterbewusstsein 

Träume sind ein wundervoller und sehr direkter Zugang zu all unseren halb- und unbewussten Themen. Sie zeigen uns auf, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten sollen. Es gibt viele Ratgeber, online und in Buchform, die sich mit der Traumdeutung beschäftigen. Die wichtigsten Hinweise liefern die Lebensumstände des Träumenden, seine Gefühle während des Traums und beim Aufwachen sowie die markantesten Symbole (Menschen, Tiere, Gegenstände, besonders solche, die rätselhaft erscheinen, und Handlungen). Mit Hilfe dieser Methoden lassen sich die meisten Träume gut deuten. Eine Einführung samt Arbeitsblatt finden Sie auf dieser Seite. Die Verarbeitung geschieht dann im Geiste, z. B. in Form einer Meditation. Während der Meditation wird der Traum verändert und die Gefühle verarbeitet. Beispiel: Flieht jemand im Traum, wird er sich während der Traumverarbeitung umdrehen und den Verfolger konfrontieren. Nicht alle Träume lassen sich auf diese Weise verarbeiten und manchmal braucht es mehrere Methoden und Zugänge. Ich nutze gern das Aufstellungsformat, um meine Träume, die sich mir nicht komplett erschließen, zu bearbeiten. Welche Positionen braucht man aber dafür?

Positionen in einer Aufstellung zu einem Traum

Die Positionen sind dann ähnlich wie in einer Aufstellung zu einer realen Situation. Wir brauchen also folgende Positionen:

  • Das Ich des Träumenden.
  • Die wichtigen anwesenden Menschen, die für diese Menschen und / oder für Anteile des Träumenden stehen können, die er auf diese Menschen projiziert. Besonders interessant: Partner und ex-Partner, Kinder (auch fremde Kinder! Sie können für abgespaltene innere Kind-Anteile stehen!), Mutter / Vater, Freund / Freundin, Fremde / Fremder, Lehrer usw.
  • Die auffälligsten Symbole: Tiere, Insekten, Essen, Gegenstände normaler oder magischer Natur, alle Formen von Wasser, Toilette, Flugzeug / Auto / Zug, Orte, Häuser und Räume, Waffen, Steine usw. 
  • Die auffälligsten Handlungen, z. B.: küssen, Vorwürfe äußern, fliehen, verfolgen, abstürzen, fliegen, reisen, trösten, streiten usw. Sie repräsentieren häufig Glaubens- und Verhaltensmuster.
  • Und, ganz wichtig: die vorherrschenden Gefühle, also Angst, Schrecken, Verzweiflung, Hektik, Schmerz, Scham, Schuld, Wut usw. Ich zähle v. a. die sog. negativen Gefühle auf. Träume mit positiven / angenehmen Gefühlen bedürfen meist keiner weiteren Bearbeitung. Es gibt aber auch bearbeitungswürdige Träume, in denen man ruhig und fokussiert ist.

Die Positionen schreibt man jeweils auf ein Blatt Papier und platziert sie im Raum, genauso wie bei einer Aufstellung mit Bodenankern. Anschließend stellt man sich nacheinander auf die Positionen und äußert die jeweiligen Wahrnehmungen. Die Reihenfolge der Positionen ergibt sich aus der Aufmerksamkeit. Achten Sie einfach, auf welche Position Ihr Blick als Nächstes hinwandert. So puzzeln Sie es Stück für Stück zusammen. Wenn es irgendwo hakt, machen Sie eine Pause und machen Sie später weiter.

Ein Beispiel: Hagel, Wut, Kind

Wenn mir Klienten von Träumen berichten, biete ich gern an, sie in den Sitzungen  miteinzubeziehen, besonders wenn diese Träume starke Symbole und Gefühle beinhalten, was besonders bei Albträumen naheliegend ist. Einen besseren Zugang zum Unterbewussten bekommt man nicht! Kommen Sie also gern mit einem Ihrer Träume in den freiRaum und lassen Sie sich von der Tiefe Ihres eigenen inneren Lebens und Erlebens überraschen! An dieser Stelle illustriere ich das Ganze mit einem kleinen Beispiel aus meiner persönlichen Arbeit.

Ich träumte davon, dass ich mit meinem Mann und unserer Tochter in einem Ferienhaus war. Mein Mann und ich waren unterwegs und genossen es auch. Ich hatte aber noch zwei dicke Wälzer loszuwerden. Ich wollte sie einfach vom Auto aus wegwerfen, als wir über eine Brücke fuhren, aber mein Mann wandte ein, dass es nicht der richtige Moment sei, ich könne jemanden verletzen. Also verzichtete ich darauf. Im Ferienhaus waren wir im 2. Stock und unsere Tochter im 1. Es hagelte riesengroße Körner, die den Boden bis nach oben komplett bedeckten. Unser Stockwerk war aber frei. In der nächsten Sequenz ging es auf die Abreise zu. Unsere Tochter war wohl schon im Bett. Ich stellte fest, dass sie das Bad dreckig hinterlassen hatte und auch nicht Bescheid gesagt hatte, z. B. wegen Kofferpacken, und schon im Bett lag. Ich war wütend, betrat ihr Zimmer, weckte sie. Sie wurde nicht einmal richtig wach und erschien auf einmal viel kleiner und jünger. Bei der Abreise wirkte sie kränklich.

Die Themen in diesem Traum sind einigermaßen offensichtlich. Es geht ums Loslassen und Nicht-Loslassen. Die Wälzer müssen weg, aber ich behalte sie wegen eines Einwands. Dann gibt es anscheinend gefrorene Gefühle (Hagel), die aber nach oben (in den Kopf?) nicht hinreichen. Und es gibt ein Kind, das klein ist und sich zurückzieht bzw. kaum ansprechbar ist. Und mich in wütender Form. Vorwürfe machen krank – das steht ebenfalls fest.

Welche Positionen machen hier Sinn? Gehen wir doch einmal die Liste von oben durch.

  • Das Ich des Träumenden – bingo, ist dabei!
  • Die wichtigen anwesenden Menschen, die für diese Menschen und / oder für Anteile des Träumenden stehen können, die er auf diese Menschen projiziert. In diesem Fall mein Mann und meine Tochter. Ich entscheide mich für den Teil des Traums, in dem starke Gefühle herrschen. Meine Tochter liegt im Bett und ist kaum ansprechbar. Auf meinen Mann projiziere ich das Verbot loszulassen bzw. den Einwand, es nicht jetzt zu tun. Ich werde direkt mit dem Verbot arbeiten.
  • Die auffälligsten Symbole. In diesem Fall: der Hagel und die beiden Wälzer, die ich loswerden will. 
  • Die auffälligsten Handlungen: Vorwürfe äußern.
  • Die vorherrschenden Gefühle: Am Stärksten ist hier die Wut am Ende des Traums vertreten. Also mein wütender Anteil.

Schauen wir uns mal an, was die Aufstellung ergeben hat.

Der Hagel im Traum klappert mit den Zähnen. Ihm ist innerlich furchtbar kalt. Etwas Wärme könnte aber helfen. Ich in wütend bin einfach nur vorwurfsvoll: Ich habe jetzt  mehr Arbeit / Dreck zu reinigen. Es geht mir gegen den Strich. Das Kind, das im Bett liegt, ist gefühllos, wie abgeschaltet. Die Wälzer könnten auch weg, aber etwas hindert sie daran.

Der Verdacht bestätigt sich: Ich habe etwas loszulassen, lasse es aber nicht los. Stattdessen werde ich wütend und äußere Vorwürfe. Oder mir wird innerlich kalt, wodurch ich dann krank werden könnte. Die Lösung bestünde darin, diese Wälzer einfach wegzuwerfen. Ich nehme die Lösung mit in die Aufstellung hinein. Die Lösung bestätigt, dass sie möglich ist: Einfach loslassen! Plopp – und weg. Das heißt, irgendwo wirkt ein Verbot, loszulassen. Das ist typisch. Wir haben häufig gegenteilige Wirkkräfte und Anteile in uns, so wie hier: Ich will loslassen. Und: Ich will / darf nicht loslassen. Entscheidungszeit!

Ich als "Ich" entscheide mich fürs Loslassen und gegen das Verbot. Der Hagel sagt, er braucht einfach nur Wärme. Sie kommt aber nicht. Kurz fühlt es sich verzweifelt und bar jeglicher Lösung an. Es fühlt sich hoffnungslos an. Aber auf einmal wird nach diesem Tief doch etwas Wärme spürbar. Das Kind dreht sich um und wird lebendig. Es will einfach in den Arm genommen und getröstet werden. Ich stelle mich auf die Kind-Position und schluchze mehrmals laut auf. Der Hagel schmilzt, die Wälzer werden weggeworfen, die gestauten Gefühle fließen schnell ab. Das Kind äußert, dass es schön ist, wieder dazuzugehören, nicht mehr ausgeschlossen zu werden (im Traum in einem anderen Stockwerk!) und Wärme zu haben. Der Anteil, der Vorwürfe äußerte, wendet sich dem Kind zu und sagt, dass er nun für es da ist.

Diese Traum-Aufstellung ist ein gutes Beispiel, wie ein abgespaltener Kind-Anteil (in meinem Traum auf meine Tochter projiziert) re-integriert werden und einige Muster (nicht loslassen aus falscher Rücksichtnahme, nicht loslassen wegen eines inneren Verbots, bestrafen / wütend werden statt loszulassen oder bestrafen für einen Loslassversuch) bearbeitet werden können. In diesem Fall brauchte ich eine Arbeit. Manchmal braucht es mehrere Annäherungen und Tage. Alles in seinem Tempo, alles zu seiner Zeit. Und morgen  oder in ein paar Tagen geht es weiter mit dem nächsten markanten Traum!

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Welche Aufmerksamkeit schenke ich meinen Träumen? Nehme ich sie ernst? Sehe ich, wie ich von meinem Unterbewusstsein bei meinen Themen und aktuellen Aufgaben unterstützt werde?
  • Unterstütze ich meinerseits auch mein Unterbewusstsein, indem ich meine Träume bearbeite? Wenn ja, wie?
  • Habe ich schon einmal meine Traumsymbole aufgestellt? Falls Ja, welche Erfahrungen habe ich damit gemacht? Falls Nein, was hindert mich noch daran, es auszuprobieren?

 

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