freiRaum · Gartenallee 51c 28359 Bremen 0176 456 473 12 kontakt@innerer-freiraum.de

Familienstellen? Nein, danke!

 

Inhaltsverzeichnis

 


Nachtrag Juni 2021 (der aktuelle Stand)

Möglicherweise sind meine Erfahrungen mit Familienaufstellungen weniger dem konkreten Label geschuldet, sondern der Verbundenheit bzw. Nicht-Verbundenheit des jeweiligen Therapeuten mit den universellen Energien / dem universellen Verbindungsknoten, abhängig von den Themen, die in einer Aufstellung dran kommen. Erst durch die Nicht-Verbundenheit mit dem Universum kann eine Lösung entstehen, die sich aus den Schutzmechanismen speist. Ist der Therapeut selbstverbunden, wird ihm die Schutz-Lösung bewusst und er wird sie nicht unterstützen, völlig egal ob da eine systemische Aufstellung oder das Familienstellen läuft.

Wenn Sie also auf der Suche nach einer Familienaufstellung / dem Aufstellen des Familiensystems sind, sind Sie mir im freiRaum herzlich willkommen! Im Unterschied zu den "klassischen" Familien- und Systemaufstellungen, arbeite ich explizit auch auf der spirituellen Ebene. Meine Aufstellungen sind also nicht nur systemisch, sondern auch medial. Aus meiner Erfahrung ermöglicht diese Kombination die besten Klärungschancen und setzt vielfältige Heil- und Transformationsimpulse frei. Was für ein System Sie als Zugang zu sich selbst benutzen, z. B. Ihre Familienmitglieder, Ihre Arbeitskollegen oder Ihre Körpersymptome, ist letzten Endes unwesentlich und führt Sie so oder so zu Ihrem Ziel.

 

Auf meiner Website erwähne ich unter "Methoden" explizit, dass ich keine klassischen Familienaufstellungen anbiete. Warum eigentlich nicht?

Also, warum nicht?

Für mich gibt es innerlich eine ganz klare Antwort: Ich biete es nicht an. Es ist nicht meins. Ich sehe da einige problematische Punkte. Und letzten Endes habe ich eine eigene Methode und Herangehensweise. Das ist das Wesentliche. Es fällt mir auch nicht so einfach, die Antwort auf dieses Warum in Worte zu packen. Ich versuche es trotzdem. Der Anlass waren zwei Aufstellungen im Rahmen meiner Weiterbildung, die ich direkt nacheinander erlebte. Die erste war eine eher klassische Familienaufstellung mit vielen Familienmitgliedern. Die zweite orientierte sich stark am eigenen Inneren und hatte das eigene System (und nur das!) im Mittelpunkt. Ich merkte einen gewaltigen qualitativen Unterschied im Grad der Auseinandersetzung des Klienten mit sich selbst und in der Stimmigkeit und so ließ mich das Thema nicht mehr los (Zu meinem aktuellen Standpunkt s. Nachtrag Juni 2021: Der Inhalt ist wichtig, nicht die Bezeichnung.).

Was sind die konkreten Gründe und worin bestehen die Unterschiede in der Vorgehensweise?

Auf meiner Website schreibe ich, dass ich mich nur dem ureigenen System des Klienten verpflichtet fühle. Alle anderen "menschengemachten" Systeme (Partnerschaft, Familie, Arbeit, Gesellschaft usw.) sind zwar auch wichtig, aber nachrangig. Vorrangig ist die Interaktion des Klienten mit sich selbst und der Grad der Selbstverbindung. Vorrangig ist ebenfalls das universelle System, also das Leben und die Lebenskraft als solche. Natürlich arbeite ich auch mit Anteilen, die andere Personen repräsentieren. Allerdings wird dann im Laufe der Arbeit geklärt, ob in der Kommunikation mit diesen anderen Anteilen eine Vermischung stattfindet. Ein Beispiel: Eine Frau hat ein Problem in ihrer Partnerschaft. Das ist das Thema. Sie fängt die Auseinandersetzung mit 3 Positionen an: sie selbst, das Thema und ihr Mann. Es wird bald deutlich, dass die Partner beim jeweils anderen das zu verarbeiten versuchen, was sie eigentlich bei sich selbst bearbeiten sollen. Dabei missachten sie sich selbst. Es ist also eine Projektion. Ich lasse die Klientin zwei Anteile dazunehmen, die die entsprechenden kindlichen Anteile der beiden Partner repräsentieren sollen. Dabei orientiert sich das jeweils andere Kind am jeweils anderen Erwachsenen (eine typische Folge der sog. Parentifizierung in der Kindheit. Als Kind musste die Klientin z. B. psychisch gesehen die Mutter ihrer Mutter sein.). Es gibt keine Grenze zwischen diesen beiden Systemen. Es folgt also die Auseinandersetzung damit, was zu sich selbst, was zum anderen gehört. Das eigene Kindliche soll im eigenen System bleiben. Es wird eine Grenze etabliert, hinter der sich dann die Anteile des Partners befinden. Es ist möglich, dass für diese Differenzierung und Grenzziehung das Bearbeiten eines weiteren Themas notwendig ist. Dadurch wird aber klar, was zu wem gehört und eine gesunde Grenze bildet sich aus. Das passiert bei der klassischen Form einer Familienaufstellung hingegen nicht. Beispiel: Ein erwachsenes Kind stellt seine Eltern auf. Ein Teil von ihm will sich lösen und erwachsen werden. Ein anderer Teil hält noch an den Eltern fest. In der klassischen Variante wird diese Zerrissenheit meist nicht deutlich. Die kindliche Hoffnung, das zu bekommen, was man nicht bekam, überwiegt, und es folgt die Hinbewegung auf die Eltern. So bleibt der Mensch auf einer bestimmten Ebene kindlich und an seine Eltern gebunden. (Mein Vorschlag: Die zwei kindlichen Anteile dazustellen, die noch an den Eltern festhalten. Schauen, was notwendig ist, damit der Erwachsene seine Eltern im Guten wie im Schlechten sehen, sie verabschieden und sich seinem Kindlichen zuwenden kann. So übernimmt er die Verantwortung für sich selbst. Anschließend kann er sich noch mit den universellen Eltern verbinden.) Nicht wirklich erwachsen zu werden hat natürlich Vorteile: Man muss sich der Realität der Beziehungen (im Guten wie im Schlechten und in allen Graustufen) nicht stellen, genauso wenig seiner inneren Zerrissenheit (erwachsen werden wollen und gleichzeitig an den Eltern festhalten) und seinem Schmerz (Denn es war anscheinend ja nicht möglich, dass sich dieser kindliche Anteil frei entwickeln durfte). Dafür zahlt man einen Preis, z. B. in Form eines körperlichen Symptoms, das auf diesen Zusammenhang hinweist. Und man ist nicht erwachsen, frei und autonom, auch wenn man sich das einredet und das Selbstbild hat, eine unabhängige und selbstbewusste Person zu sein.

Die Frage nach der Loyalität

Im Grunde lässt es sich auf die Frage nach der Loyalität reduzieren: Wem gegenüber bin ich loyal? Mir selbst gegenüber oder weiterhin meinem Herkunftssystem? Oder versuche ich einen Spagat zu machen und beiden gerecht zu werden? Im Kontext des Familienstellens habe ich schon ein paar Mal den Lösesatz gehört: "Ich mache es so wie du, aber ein wenig anders." Er klingt für mich wie so ein Balanceversuch. Vielleicht sehe ich es aber auch zu negativ und es ist ein notwendiger erster Schritt, sich zumindest ein bisschen Freiraum zuzugestehen, worauf irgendwann wiederum der zweite Schritt folgt? Oder ist es doch nur eine Selbsttäuschung? Oder, besser gesagt, eine Aufrechterhaltung der Selbsttäuschung? Denn die Selbsttäuschung ist ja schon da und darf, wie Arno Gruen es auch in seinen Büchern beschrieb, nicht erkannt werden. Sonst droht die Todesangst, die Angst vor dem Nichts, die Existenzangst... Also, doch lieber brav bleiben und nicht in den Abgrund schauen? Zumal es sich vom kindlichen Standpunkt aus (und der Fokus / das Ich landet ja in der klassischen Variante in diesem kindlichen Anteil, da nicht differenziert wird zwischen dem erwachsenen und dem kindlichen Anteil) stimmig anfühlt: Genau so, wie man es sich schon immer gewünscht hat! Und so verleugnet man wieder den eigenen Schmerz, opfert die Selbstverbindung und es geht in die nächste Runde... Fremde und eigene Anteile bleiben vermischt im eigenen System, das aber trotzdem auf irgendeine Art, sei es durch ein körperliches Symptom, nach einer Lösung und der Wiederherstellung der Balance sucht. Das kostet natürlich immer Energie. So, als würde auf dem Rechner immer ein Hintergrundprozess laufen, den man, wenn man den überhaupt mitbekommt, nicht beenden kann und der ständig viel Rechenkapazität verbraucht. So ist man nie ganz bei sich und voll in seiner Kraft. Aber vielleicht will man das auch gar nicht?

Nachtrag:

Heute Nacht ist mir noch eingefallen, dass beim Familienstellen sehr darauf geachtet wird, dass die Lebenskraft von Generation zu Generation weiterfließt und alle sich einreihen. Es wird versucht, Blockaden, die das verhindern, aufzulösen. Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Trotzdem bleiben so fremde Elemente im eigenen System erhalten. Mein Blick darauf: Fokussiert man sich auf eigene Blockaden (und die können mit den alten Familienthemen durchaus verbunden sein), sortiert das Eigene und das Fremde, löst sie, dann hat man einen direkten Zugang zur Lebenskraft, der nicht mehr über teils fremdbesetzte Elemente (z. B. Familienmitglieder) läuft.

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Habe ich bereits an Familienaufstellungen teilgenommen? Wie waren meine Erfahrungen damit? Welche Bedürfnisse haben sich dadurch erfüllt und welche nicht? Welche Erkenntnisse habe ich dadurch gewonnen? Was hat sich in meinem Leben verändert?
  • Hand aufs Herz: Wem gegenüber bin ich loyal? Mir selbst gegenüber oder weiterhin meinem Herkunftssystem? Oder versuche ich einen Spagat zu machen und beiden gerecht zu werden? Welchen Preis zahle ich für meine Entscheidung / meine Loyalität?
  • Wie steht es um meine Abgrenzungsfähigkeit? Kann ich unterscheiden, was zu mir und was zu jemand anders gehört? Kann ich meine eigenen Gefühle von fremden unterscheiden?
  • Wäre ich bereit, eine Aufstellungsmethode auszuprobieren, die mich zu meinem Kern führt und keine Rücksicht auf die Loyalität zum Familiensystem nimmt, diese Loyalität sogar in Frage stellt und so an ein großes kulturelles und gesellschaftliches Tabu rührt? Oder halte ich lieber die Loyalität aufrecht, belade mich mit Fremdem und nehme dafür die Symptome und Probleme in Kauf?

 

Zurück zum Blog

 

Bild von Gerd Altmann