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Alle meine Anteile: der innere Skeptiker

 

Inhaltsverzeichnis

 

Der innere Skeptiker ist einer der mächtigsten Schutzanteile. Er rationalisiert alles zurecht, hat Angst vor Risiko. Was wäre, wenn? Er ist wie ein Schutzwall gegen eine Überflutung. Und jede Überflutung ist ihm bereits zu viel. Selbst der kleinsten Welle spricht er das Potential zu, ihn zu überfordern, zu verschlingen oder wegzureißen. Und so tut er alles dafür, um nicht schwimmen lernen zu müssen, und dafür führt er unzählige sehr sehr logische und rationale Argumente an. Er findet immer etwas, was dagegen spricht, und es wird sich sehr überzeugend und sehr plausibel anhören.

Den inneren Skeptiker überzeugen

Tja, wie überzeugt man so einen mächtigen Skeptiker, dass es eine gute Idee ist, sich einer Verwandlung zu unterziehen, also einmal eine Runde in den inneren Welten schwimmen zu gehen? Ich muss ehrlich sagen: Das gelingt nur in kleinen Schritten. Manchmal ist es auch so, als würde man einen Schritt vor und zwei zurück gehen. Geduld ist gefragt. Was bei anderen Schutzanteilen manchmal gut funktioniert, z. B. Konfrontation, Überflutung, Direktes-Hinführen, löst beim (inneren) Skeptiker sofort die gegenteilige Reaktion aus: Er nimmt nichts mehr wahr. Es ist so, als ob alles, Gefühle, Empfindungen, Wahrnehmungen, weg wären, wie ausgelöscht. Das ist der stärkste Schutz, den es gibt, und er sollte daher ernst genommen werden. Würde man ihn brechen, würde der innere Skeptiker sagen: "Hab ich doch gewusst, dass es gefährlich ist!" Er hat dann eine weitere Bestätigung seiner Ansichten und bewegt sich noch weniger als zuvor.

Dem (inneren) Skeptiker helfen allerdings Informationen, Erfahrungsberichte und Vorbilder. Wenn ein Mensch stark den inneren Skeptiker auslebt, Menschen in seiner Nähe aber anfangen, sich mit inneren Prozessen zu befassen, deutet es darauf hin, dass auch seine Anteile, die eine Veränderung oder Verwandlung herbeiführen wollen, an Kraft gewinnen. Direkt zugänglich sind sie noch nicht, zeigen sich aber im Außen in Form von Bekannten und Freunden, die entsprechende Prozesse durchlaufen. Und so kann es ein erster Schritt sein, sich erst einmal überhaupt in der Projektion damit zu befassen, zu beobachten, was aus den Menschen wird, die sich darauf eingelassen haben, bevor man selbst Ja sagt.

Das oben Beschriebene gilt mehr für die Bereitschaft eines Individuums. Im Laufe eines Prozesses kann der innere Skeptiker aber auch Einhalt gebieten. Wenn er auf der Bildfläche erscheint, geht scheinbar gar nichts mehr. Hier gilt es zu ergründen, was ihn überzeugen könnte, dass es sicher und eine gute Idee ist. Am ehesten sind es Vertrauen und Sicherheit. Der innere Skeptiker versucht ja zwanghaft, durch sein Skeptisch-Sein für ein Gefühl der Sicherheit zu sorgen: Wenn ich zu allem Nein sage und das auch aus guten Gründen, bleibe ich im Status quo sicher. Wenn man jetzt eine neue, sogar bessere, Sicherheit anbietet, könnte der innere Skeptiker dann doch Interesse bekunden. Aber auch hier darf nicht zu schnell vorgegangen werden. Jede Beschleunigung und jeder Anflug von Druck und Tempo schreckt ihn zurück.

Schutzbedürftige Anteile

Hinter dem inneren Skeptiker verbergen sich häufig Anteile, die noch schutzbedürftig sind oder sich für solche halten. Sie können abgespalten oder verdrängt worden sein on an einer alten Entscheidung (oder sogar an einem Trauma) "kleben", die ihnen Sicherheit gibt. Diese Entscheidung ist wahrscheinlich nicht mehr optimal und sollte revidiert oder durch eine bessere passendere Entscheidung ersetzt werden. Der innere Skeptiker kommt auf den Plan und äußert seine Einwände. Sie sollen aber nur abschrecken. Im Endeffekt geht es nur um das Beschützen des Schutzbedürftigen in uns. Da wir mittlerweile erwachsen sind, brauchen wir den Schutz, den wir brauchen, nicht an eine Entscheidung oder an einen Umstand zu binden, sondern können ihn als pure Energie allumfassend genießen. Dafür braucht es natürlich eine entsprechende Entscheidung, dies auch so zu tun. Ist sie getroffen, können die schutzbedürftigen Anteile an die pure Schutz-Energie angeschlossen werden und sich daran laben. Ich habe auch schon erlebt, dass sich die ganze Schutzbedürftigkeit als ziemliche Illusion entpuppte. Der schutzbedürftige Anteil, der seine Umklammerung einer alten Entscheidung löste und anfing, sich mit dem echten Schutz zu verbinden, stellte überrascht fest, dass er gar nicht mehr so viel Schutz bedarf. Er ist praktisch in 0,nichts nachgereift. In diesem Falle hat der innere Skeptiker nichts mehr zu melden und die Transformation kann ungehindert stattfinden.

Es ist also eine grundsätzliche Entscheidung, die jeder zu treffen hat: Entweder mit dem inneren Skeptiker weiter leben, sich an sein Tempo anpassen, kleinschrittig agieren oder aber sich mit den Anteilen hinter dem Skeptiker konfrontieren, sie befreien und dann im Flow-Tempo weitergehen. Die erstere Entscheidung ist wahrscheinlich eine notwendige Voraussetzung, um sich irgendwann überwinden und die letztere Entscheidung treffen zu können.

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Wie oft meldet sich mein innerer Skeptiker zu Wort? Was alles geht aus seiner Sicht nicht? Aus welchen Gründen?
  • Habe ich Kontakt zum Schutzbedürftigen in mir, das der Skeptiker verdeckt? Oder halte ich seine Worte immer noch für bare Münze?
  • Bin ich bereit, mich mit der puren Schutz-Energie zu verbinden, um meine Transformationsprozesse voranzutreiben? Oder opfere ich weiterhin mein Tempo und meine Möglichkeiten, um mit dem inneren Skeptiker Schritt zu halten? Wie lange werde ich das noch tun?

 

 

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Bild von Victoria Borodinova auf Pixabay