Wer bezahlt die Therapie?
Inhaltsverzeichnis
- Die Möglichkeit, die Kasse bezahlen zu lassen, ist für viele Menschen interessant, hat aber ihren Preis
- Manchmal kommt der Arbeitgeber auf
- Das Gemeinschaftsangebot als erster Schritt
- Der Interessenskonflikt, der durch die Bezahlung entsteht
- Ich arbeite nur mit Selbstzahlern, wofür es verschiedene Gründe gibt
- Beispiel 1: Die Eltern kommen für ihre fast erwachsene Tochter auf
- Beispiel 2: Die reichere Ehefrau kommt auf
- Meine Empfehlung: in sich investieren und so die finanzielle Ebene von fremden Einflüssen und Interessen befreien, sofern man dazu bereit ist
- Fragen zum Nachforschen und Ergründen
Ja, wer bezahlt die therapeutischen Sitzungen? Wer kommt für die Supervision auf? Oder für das Coaching? Das sind alles Fragen, die nicht nur auf der wirtschaftlichen Ebene spannend sind. Ich lade Sie dazu ein, sie anders, auch im Hinblick auf den Erfolg der Sitzungen, zu betrachten.
Die Möglichkeit, die Kasse bezahlen zu lassen, ist für viele Menschen interessant, hat aber ihren Preis
Die meisten Menschen suchen nach der Möglichkeit, therapeutische Sitzungen über die Kasse bezahlt zu bekommen, ob gesetzlich oder privat. Dagegen gibt es grundsätzlich nichts einzuwenden. Sie suchen Hilfe, weil sie – aus welchen Gründen auch immer – sich nicht mehr (psychisch) gesund fühlen und deshalb ihren privaten oder beruflichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können bzw. sich ihrer nicht mehr gewachsen fühlen. Die Gemeinschaft – und jede Kasse stellt ja gemeinschaftliches Geld zur Verfügung – verpflichtet sich, diesen Menschen zu helfen, damit sie mit der Zeit ihren privaten und beruflichen Alltag wieder bestreiten können. Das beinhaltet natürlich einen Deal: Der Mensch unterwirft sich u. a. der Diagnose, nimmt den Krankenstatus auf, verpflichtet sich, alles zu tun, um gesund (funktionsfähig?) zu werden. Die Kasse verpflichtet sich, dafür finanziell aufzukommen.
Manchmal kommt der Arbeitgeber auf
Eine ähnliche Situation haben wir häufig im beruflichen Kontext: Ein Mitarbeiter berichtet seinem Chef von einem Konflikt oder einem wahrgenommenen Problempunkt bei der Arbeit. Ein häufiger Auslöser ist das Aufsteigen in eine neue Position, die Übernahme von neuer Verantwortung, die Führung von Mitarbeitern. Aber auch in Nicht-Management-Positionen, besonders in sozialen Berufen, tauchen Konflikte mit z. B. Klienten, Schülern, Kollegen usw. auf. Sofern der Arbeitgeber ein Interesse daran hat, dass sich die berufliche Persönlichkeit des Mitarbeiters weiterentwickelt und dass dieser Mensch sich weiterhin engagiert einbringen kann, werden Supervisions- bzw. Coachingstunden vereinbart, für die der Arbeitgeber aufkommt. Auch hier sind die Interessen eines Dritten im Spiel. Der Mitarbeiter bleibt so nicht nur seinen eigenen Interessen verpflichtet, sondern auch denen seines Arbeitgebers.
Das Gemeinschaftsangebot als erster Schritt
Diese zwei Fälle (Krankenkasse kommt auf, Arbeitgeber kommt auf) bewerte ich nicht grundsätzlich als gut oder schlecht, sondern häufig als einen wichtigen ersten Schritt auf der Entdeckungsreise der inneren Welten und der Auseinandersetzung mit sich selbst.
Der Interessenskonflikt, der durch die Bezahlung entsteht
Irgendwann wird der Punkt erreicht, an dem die Interessen der Gemeinschaft (Kasse / Arbeitgeber) sich denen des Klienten widersprechen. Das bedeutet, der Erfolg der Sitzungen wird geringer, da ein Loyalitätskonflikt besteht. Die naheliegende Lösung besteht darin, dass ab diesem Punkt (oder auf Wunsch von Anfang an, wenn man sich dazu bereit fühlt), der Klient für seine therapeutischen oder supervisorischen Sitzungen aus eigener finanzieller Kraft aufkommt. Das hat den Vorteil, dass der Loyalitätskonflikt verschwindet, sofern auch der Therapeut sich nur dem System und den Interessen des Klienten verpflichtet fühlt. Für mich ist es DIE Grundlage meiner Arbeit.
Ich arbeite nur mit Selbstzahlern, wofür es verschiedene Gründe gibt
Auf diese Zusammenhänge bin ich gekommen, da ich meine Leistungen nur privat, also für Selbstzahler anbiete. Zum Einen ergibt sich das aus meinem Status als Heilpraktikerin für Psychotherapie, die nicht mit gesetzlichen Kassen abrechnen darf. Zum Anderen finde ich es gut so und sogar befreiend, in dem Sinne, dass ich mein Konzept voll zur Geltung bringen kann: Es geht um die Selbstfindung und die Selbstverbindung, wozu der Impuls nur aus dem Individuum selbst kommen kann. Also, wenn ich mich mit mir wirklich in allen Facetten und in aller Tiefe auseinandersetzen will, kann das niemand für mich übernehmen, auch nicht finanziell. Problematisch kann es dann auch werden, wenn im privaten Bereich das Geld nicht vom Klienten selbst stammt: Vielleicht kommen die Eltern für eine Studentin auf? Oder die reichere Ehefrau für ihren Mann? Oder man hat Geld geerbt, das übrigens auch eine energetische Botschaft haben kann! Auch in diesen Beispielen gelangen die Interessen Dritter in die Therapie und können so den Prozess des Klienten blockieren.
Konkret betrachtet:
Beispiel 1:
Die Eltern sind um ihre Tochter, eine Studentin besorgt. Sie geben ihr Geld für eine private Therapie, damit es möglichst diskret ablaufen kann. Die Krankenkasse soll nichts davon erfahren. So weit so gut. Im Rahmen der Therapie würde die Tochter an ihre sehr frühen inneren Wahrheiten herankommen, die z. B. offenlegen, dass ihre Eltern in einigen Situationen einen destruktiven Einfluss auf sie hatten, ob bewusst oder unbewusst. Das widerspräche ihrem Bild von sich selbst („Ich hatte eine gute Kindheit.“) und dem von ihren Eltern („Ich habe nette Eltern, die sich um mich sorgen und mir nie Schaden zufügen würden.") Dadurch steckt sie in einem Loyalitätskonflikt und kann ggf. ihre inneren Wahrheiten und Erkenntnisse nicht an sich heranlassen. Die unbewusste Botschaft der Eltern wäre z. B.: „Wir wollen, dass es dir gut geht, und wir wollen nicht, dass sich etwas in unserer Beziehung zu dir verändert.“ Das liegt höchstwahrscheinlich im Bereich des Unmöglichen und so werden die Sitzungen zäh, lang und unbefriedigend oder man dreht sich im Kreise.
Beispiel 2:
Die reichere Ehefrau finanziert die Sitzungen ihres Mannes mit, damit es ihm besser geht. Auch hier lautet die unterschwellige Botschaft: „Geh zur Therapie, damit es dir besser geht, aber verändere dich bitte nicht, damit unser Beziehungs-Agreement so bleibt, wie es ist.“ Auch da würde der Mann in einen Loyalitätskonflikt gelangen und wäre in der Therapie nicht frei, sich eigenen Belangen und Wahrheiten zuzuwenden. Es könnte sogar sein, dass die Frau ihren Mann vorschickt, damit sie sich ihren Knoten und Konflikten nicht stellen muss. Er soll das irgendwie für sie lösen. Das liegt ebenfalls im Bereich des Unmöglichen. Eine Lösung kann nur für sich selbst erwirkt werden, nie für jemand anders.
Meine Empfehlung: in sich investieren und so die finanzielle Ebene von fremden Einflüssen und Interessen befreien, sofern man dazu bereit ist
Was ist dann die Lösung? Sie findet sich auf meiner Website unter den Honorarangaben: Ich empfehle die Sitzungen möglichst aus eigener Kraft zu bezahlen. Nur dann ist man zumindest auf der finanziellen Ebene frei, sich nur um die eigenen Belange zu kümmern, und man ist niemandem gegenüber verpflichtet. Wenn man dafür noch nicht bereit ist und den starken Wunsch hat, dass jemand anders (Kasse, Arbeitgeber, Partner, Erbschaft, Eltern usw.) für die Sitzungen aufkommt, dann sollte man die entsprechenden Angebote nutzen. Auch sie haben ihre Stärken und Vorteile, aber eben andere Ziele, da sie diese grundlegenden Loyalitäten meist nicht oder nicht komplett in Frage stellen. Es sind Besserungen, eine erhöhte Reflexionsfähigkeit, weniger Symptomatik, mehr Lebensfreude usw. durchaus zu erzielen, auch wenn das Grundlegende, das Ursächliche, das zudem häufig aus dem vorsprachlichen / vorrationalen Erleben kommt, unbearbeitet bleibt. Es kann der erste wichtige Schritt sein und viele Menschen tun danach auch keinen zweiten Schritt, denn sie merken, dass sie mit den Restsymptomen gut leben können. Sollte irgendwann ein Impuls kommen, doch an die Ursachen zu gehen und die Rückverbindung zu suchen, ob mit 20, 40 oder 80, dann ist er da und das ist dann etwas, was jeder nur für sich entscheiden und verfolgen kann – ohne einen Dritten. Im freiRaum zeige ich gern den Weg dahin.
Fragen zum Nachforschen und Ergründen
- Gehe ich großzügig mit mir selbst um, auch in Bezug auf Geld? Oder bin ich geizig? Oder bin ich bei manchen Dingen geizig oder bei anderen großzügig? Bin ich zu anderen Menschen großzügiger als zu mir selbst oder umgekehrt?
- Inverstiere ich Geld (und andere Energieformen) in meine Entwicklung? Mache ich das ganz selbstverständlich, weil ich weiß, dass jede Selbstinvestition sich langfristig auszahlt, und weil ich weiß, dass das Nicht-Investieren langfristig gesehen teurer kommen wird? Oder sind mir die Kurse, die Therapiestunden etc. (gefühlt) zu teuer und ich sehe ihren Sinn (noch) nicht? Oder stehe ich irgendwo dazwischen?
- Wenn mir die Therapiestunden zu teuer sind, woran liegt es? Habe ich genug Geld, scheue aber die Investition, hoffe / erwarte, dass man für mich aufkommt? Will ich mein Geld lieber für etwas anderes, z. B. eine Urlaubsreise ausgeben? Oder will ich es einfach festhalten, indem ich es anspare? Oder lebe ich tatsächlich in einem Mangel, so dass ich nur für das Überlebensnotwendigste Geld habe, wenn überhaupt?
- Bin ich bereit für meine Therapie- / Supervisions- / Coachingstunden selbst zu bezahlen? Oder wäre es mir lieber, dass die Gemeinschaft (die Krankenkasse, die Eltern, der Partner, das geerbte oder geschenkte Geld) dafür aufkommt? Einen Preis muss ich so oder so bezahlen, welcher wäre mir lieber? Der auf der finanziellen Ebene? Oder der Preis der Bindung an die Werte und Vorgaben der Gemeinschaft, die dann für mich aufkommt?