freiRaum für Eltern
Inhaltsverzeichnis
- Kinder als Entwicklungshelfer der Eltern
- Alter, Geschlecht und die Eltern-Aufgabe
- Kann ich nicht einfach mein Kind zu Ihnen schicken?
- Warum muss ich an meinen Themen arbeiten, wenn doch mein Kind die Symptome hat?
- Mein Kind hat doch alles von mir bekommen und trotzdem ist es unzufrieden
- Es geht nicht immer hintergründig um die Kinder...
- Weitere Tipps und Empfehlungen
Kinder als Entwicklungshelfer der Eltern
Die Eltern-Kind-Beziehung. Ein Thema, das viele Ratgeber füllt... Kinder wissen ganz genau, welche Knöpfe sie drücken müssen! Sie können ihren Eltern viel Freude bereiten, sie aber auch in Rage versetzen oder die eigene Machtlosigkeit fühlen lassen. Kinder scheinen ganz genau zu wissen, an welchen Stellen wir als Eltern noch Entwicklungsbedarf haben. Es ist eine Herausforderung und gleichzeitig ein Geschenk. Wenn sich bei Ihnen in der Eltern-Kind-Beziehung bestimmte Themen und Konflikte zeigen, ist es ein guter Anlass, gut für sich zu sorgen und die entsprechenden Themen und Konflikte im freiRaum zu bearbeiten. Ihre Beziehung zu Ihrem inneren und dadurch auch zu Ihrem äußeren Kind wird besser! Auch die Auseinandersetzung mit seinem inneren und äußeren Teenager ist lohnenswert. Trauen Sie sich! Dafür ist der freiRaum da.
Alter, Geschlecht und die Eltern-Aufgabe
Je nach Alter und Geschlecht Ihres Kindes warten unterschiedliche Aufgaben auf Sie. Beispiele: Wenn eine Frau eine "schlechte" Erfahrung mit ihrer Mutter hat, wird sie auf eine Tochter anders reagieren als auf einen Sohn. Je nach Alter des Kindes geht es um verschiedene Themen. Beim Säugling geht es um das Genährt- und Beschütztwerden, um das Willkommengeheißen-Werden auf der Welt. Hat man da als Elternteil selbst einen Mangel, wird es einem schwerfallen, auf das Bedürfnis des Kindes einzugehen. Oder man folgt einer Kopf-Vorstellung einer guten Mutter oder eines guten Vaters. Man geht auf die Bedürfnisse des Kindes gemäß seiner Vorstellung zwar ein, aber etwas Wesentliches fehlt. Aus dem Säugling wird ein Kleinkind, die Autonomiephase beginnt. Hier lauert auch die nächste Aufgabe, die die eigenen unerfüllten Autonomiebedürfnisse spiegeln kann.
Der Teenager braucht seine Eltern, auch wenn er so tut, als würde er sie nicht mehr brauchen. Er braucht ihre Akzeptanz, dass er fast erwachsen ist und dass er eine eigenständige Persönlichkeit ist mit einem eigenen Weg. Und er braucht ihre Führung. Die Führung bezieht sich v. a. auf die spirituelle Komponente: Wer bin ich? Was ist mein Weg? Was ist meine Identität? Nicht umsonst wird die Teenager-Zeit als die Zeit der Identitätssuche bezeichnet.
Für die heutigen Eltern ist sie schwer zu begleiten, da sie meist selbst diese Art von Führung nicht erhalten haben. So machen sie ihrem Kind Druck, dass es gut in der Schule lernen und einen guten Beruf ergreifen soll, damit es ihm später im Leben gut geht, und verfehlen so die Bedürfnisse ihres fast erwachsenen Kindes. Das Kind fühlt sich nicht verstanden und nicht in Ordnung, wie es ist, und schreit es gern den Eltern entgegen. Diese verstehen die Botschaft nicht und erklären es mit der "Pubertät". Überhaupt wird die Pubertät gerne abgewertet. Die Abwertung steckt am im Verb "pubertieren" drin. Das ist den Jugendlichen gegenüber unfair.
Der innere und äußere Teenager bringen noch einen Aspekt in sich: Die befreite psychische Teenager-Energie ist klar, direkt und im positiven Sinne kompromisslos. Sie geht keine Deals und faulen Kompromisse ein und steht bedingungslos zu sich, egal was. Diese Energie fehlt uns gerade in der modernen Welt, die von "Sachzwängen", Machtspielchen und Machtmissbrauch und auch von schlechten Deals (mit anderen Menschen, auf Kosten der Umwelt etc.) geprägt ist. Der befreite Teenager steht zu seiner Kraft und setzt sie so ein, wie er das für richtig hält – ohne Rücksicht auf Sachzwänge, Hierarchien und neurotische kulturelle Prägungen. Wir brauchen mehr davon!
Kann ich nicht einfach mein Kind zu Ihnen schicken?
Nein. Erstens arbeite ich grundsätzlich nicht mit "geschickten" Klienten. Die freiRaum-Arbeit geht sehr tief und setzt absolute Freiwilligkeit voraus. Zeigen Sie Ihrem Kind die freiRaum-Website und die Fotos. Wenn es dann freiwillig den Wunsch äußert, den freiRaum kennenzulernen, ist es mir herzlich willkommen. Überreden und Manipulationen (z. B. Belohnungen) sind dabei nicht erlaubt. Wenn Ihr Kind in den freiRaum kommt, setze ich gleichzeitig voraus, dass auch Sie an Ihre Päckchen gehen. Sie dürfen Ihr Kind weder vorschicken, noch vorschieben.
Warum muss ich an meinen Themen arbeiten, wenn doch mein Kind die Symptome hat?
In der systemischen Therapie spricht man vom sog. Symptomträger, also einem Menschen im Familiensystem, der besonders starke Symptome hat. Meistens ist es ein Kind. Dass diese Symptome nur im individuellen System dieses Menschen ihre Ursache haben, ist aufgrund ihrer Stärke und der Kind-Position im Familiengefüge unrealistisch.
Kinder bekommen alle unerledigten psychischen "Geschichten" aus dem System ihrer Eltern quasi vererbt. Dieser Prozess setzt mit der Einnistung der befruchteten Eizelle ein: Ab da schwimmt der Embryo in der Psyche seiner Mutter wie ein Fisch im Wasser. Die Elterngeneration ist natürlich auch belastet, hat aber möglicherweise zufriedenstellende Wege und Strategien gefunden, mit diesen meist unbewussten Lasten umzugehen. An irgendeiner Stelle im Familiensystem wird aber der Druck der Altlasten zu hoch. Ein Kind übernimmt die unbewusste Aufgabe, auf diese Altlasten hinzuweisen. Häufig sind diese Kinder besonders sensibel und intelligent. Gleichzeitig ist dem Kind häufig unmöglich, sich direkt (also nicht in der Sprache der Symptome) diesbezüglich auszudrücken, weil ihm die sprachlichen und kognitiven Mittel dazu fehlen. Viele Altlasten sind außerdem sprachlich nicht auszudrücken. Der nicht direkte Ausdruck der Altlasten schützt außerdem das Familiensystem. Das Kind sorgt mit seinen Symptomen für ein Gleichgewicht, zahlt aber dafür einen hohen Preis. Sie können Ihr Kind (und sich selbst) direkt entlasten, indem Sie sich um die Altlasten aus Ihrer Familiengeschichte und auch aus Ihrer eigenen kümmern. Als Erwachsener haben Sie andere Möglichkeiten und Ressourcen dazu. Das ist aber Arbeit und manchmal sehr unangenehm, auch wenn am Ende eine Entlastung und Erleichterung winkt, wenn die Altlasten weg sind. Viele Eltern haben daher die (illusionäre) Hoffnung, dass sie ihre Kinder in eine Art psychologische Reparaturwerkstatt geben könnten. Die Symptome der Kinder würden verschwinden. Das Selbstbild der Eltern als gute Eltern wäre nicht mehr in Gefahr und die Eltern müssten nicht die unangenehme Altlasten-Arbeit machen. Im freiRaum setze ich die aktive Arbeit von Eltern an ihren Themen voraus, besonders wenn das Kind auch an seinen Themen arbeitet. Solange die Eltern diese Arbeit nicht machen, ist das Kind nicht frei, sich um seine individuellen Themen in aller Tiefe zu kümmern – aus der Loyalität und Liebe zu den Eltern und dem Familiensystem heraus. Kümmern sich die Eltern hingegen um ihre Themen, entlassen sie das Kind aus der widersprüchlichen Rolle 1) die Altlasten durch Symptome sichtbar zu machen 2) aus Loyalität und Liebe heraus das Familiensystem zu schützen und im Gleichgewicht zu halten. Das Kind bekommt dann die Freiheit und die Energie, sich um seine Themen zu kümmern: Freundschaften und Beziehungen, Schule / Studium, Hobbys, Lernen und Erforschen usw.
Mein Kind hat doch alles von mir bekommen und trotzdem ist es unzufrieden
Wenn ein Kind Symptome zeigt oder vielleicht sogar direkt seine Unzufriedenheit (mit seinem Leben, mit den Eltern etc.) äußert, gehen die Eltern immer wieder dieselben Punkte in ihrem Kopf durch, was ihr Kind möglicherweise von ihnen nicht bekommen hat. Meistens haben sie den Eindruck, dass doch alles da war (Liebe, Zeit, Interesse, Unterstützung, Führung, Kleidung, Essen usw.). Deswegen kommen sie nicht darauf, was denn nun fehlt. Dieses "Fehlende" ist kognitiv nicht zu erfassen und liegt auf einer tieferen Ebene. Auf dieser tiefen Ebene ist also ein Mangel. Gleichzeitig ist er für die Eltern nicht zu erfassen und auch das Kind kann es schlecht direkt ausdrücken, da der Mangel nicht-sprachlich ist. Es gibt schlichtweg keine passenden Worte für diese Wahrnehmungen. Im freiRaum ist es möglich, auf diese tiefe Ebene zu gehen und die diesbezüglichen Bedürfnisse zu erfüllen. Das müssen Sie als Elternteil erst einmal für sich selbst tun. Dafür muss diese Ebene zuerst freigelegt werden. Allem Anschein nach ist Sie bei Ihnen noch durch Altlasten aus Ihrer Lebensgeschichte oder aus Ihrem Familiensystem verschüttet, sonst würde Ihr Kind da nicht so sehnsüchtig und mit allen möglichen konstruktiven und weniger konstuktiven Mitteln anklopfen. Nach den "Aufräumarbeiten" werden Sie imstande sein, auch die diesbezüglichen Bedürfnisse Ihres Kindes zu befriedigen.
Dazu empfehle ich auch mein Video: "Eltern und Kinder auf verschiedenen Kommunikationsebenen".
Es geht nicht immer hintergründig um die Kinder...
Kinderwunsch? Kein Kinderwunsch? Oder Sie haben ein Kind verloren? Oder die Kinder, die schon da sind, machen Probleme? Oder das eine Kind ist "pflegeleicht", das andere aber "herausfordernd"? Oder Ihr erwachsenes Kind hat den Kontakt zu Ihnen abgebrochen? Die Eltern-Themen sind häufig mit den Paar-Themen oder mit vielen anderen persönlichen Themen verbunden.
Häufig besteht ein Konflikt gar nicht auf der Ebene, auf der er sich zeigt. So könnte ein Paar meinen, ein Problem mit einem der Kinder zu haben. In Wirklichkeit verschleiert dieses Problem aber einen Konflikt, den es auf der Paar-Ebene gibt. Das Paar ist dann so mit dem "Problemkind" beschäftigt, dass es sich gar nicht mehr mit dem eigentlichen Konflikt auseinandersetzen muss. Das ist nur ein Beispiel, und auch hier lohnt es sich, der Sache auf den Grund zu gehen.
Weitere Tipps und Empfehlungen
Auf der freiRaum-YouTube-Seite finden Sie ein Erklärvideo von mir zum Thema "Eltern und Kinder auf verschiedenen Kommunikationsebenen". Im Blog-Artikel "Kontaktabbruch" erkläre ich detailliert, welche Bedürfnisse in einer Eltern-Kind-Beziehung häufig unbefriedigt bleiben. Darunter leiden übrigens auch noch viele Erwachsene. Es ist ein weit verbreitetes individuelles und auch gesamtgesellschaftliches Phänomen. Der Mangel, der durch die unerfüllten Bedürfnisse entstanden ist, kann zwar ein Leben lang bestehen bleiben, es gibt aber auch Wege, ihn zu beseitigen oder zu reduzieren.
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