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freiRaum für Frauen

 

Inhaltsverzeichnis

 

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich an Frauen, ist aber auch für Männer interessant, denn auch Männer haben ihre sog. weibliche Seite oder können in ähnlichen Mustern und Problemen stecken. Die weibliche / sensible Seite der Männer, die sog. Anima, wird in patriarchalen Gesellschaften besonders stark unterdrückt oder kommt bestenfalls zu kurz. Angst vor dem Schwulsein oder vor dem Weichen und Zarten (bzw. dass jemand denkt, man könnte schwul sein oder ein "Weichei"...) ist z. B. ein weit verbreiteter Ausdruck davon.

 

Freiraum für Frauen

Inneren und auch äußeren Freiraum als Frau zu haben ist immer noch nicht selbstverständlich. Vor nicht allzu langer Zeit fingen Frauen an, sich sichtbar aus den Zwängen ihrer Rollen zu befreien: Ehefrau, Mutter, Haushälterin, ehrenamtlich Tätige... Der erste Schritt zum äußeren Freiraum wurde gelegt, der allerdings in neue Abhängigkeiten und Anpassung führen kann, wenn frau nicht aufpasst. Dann hat frau nicht nur Haushalt & Kinder am Hals, sondern auch noch einen Vollzeitjob. Mit dem inneren Freiraum verhält es sich etwas komplexer. Gesellschaftlich sieht es so aus, als hätten Männer mehr Freiraum als Frauen. Der Schein trügt aber. Das, was als Freiraum aussieht (Ich kann machen, was ich will.), ist häufig keiner, sondern stellt einen Kompensationsversuch dar. Im Patriarchat sind Frauen meist geschickter als Männer, sich Freiheiten und Freiräume insgeheim oder halb-versteckt zu behalten. Sie nehmen auch in Kauf, dass ihnen eine gewisse Irrationalität nachgesagt wird: Frauen, eben! Diese Abwertung bringt aber ein deutlich lockereres Rollenkorsett mit sich, das Männer nicht haben. Auch waren Frauen häufig Meisterinnen darin, Freiheitszonen und Freiräume innerhalb der unfreien Familien- und Gesellschaftssysteme oder auch an ihrem Rande aufzubauen. Manchmal mussten sie dafür mit ihrem Leben bezahlen und wanderten auf den Scheiterhaufen. Diese Angst sitzt den modernen Frauen immer noch tief in den Knochen, auch wenn es lange her zu sein scheint. Muss frau zu sich stehen, verzichtet sie manchmal darauf aus unerklärlichen Gründen, obwohl von außen betrachtet alles für diesen Schritt spricht und der Schritt auch ihrem Wesen entsprechen würde.

Die Unterdrückung der Ur-Weiblichkeit

Die Ur-Weiblichkeit ist nichts, was nur Frauen vorenthalten ist. Auch Männer, wie alle Geschöpfe, sind mit dieser Ur-Kraft verbunden. Nun fällt den Frauen die Verbindung dazu wesensgemäß leichter. Ihr monatlicher Rhythmus ist eine direkte Einladung dazu, sich mit den verschiedenen Zügen dieser Kraft zu verbinden. Nur leider nehmen viele Frauen (unbewusst) diese Einladung nicht an, schalten ihren natürlichen Rhythmus ganz ab oder unterdrücken ihre Ur-Kraft, indem sie sich (unbewusst) verspannen und aus sicherlich guten (unbewussten) Gründen verschiedene Symptome erzeugen: Menstruationsschmerzen, PMS, Gelbkörperschwäche, Zysten und vieles mehr. Die Unterdrückung ist psychisch vererbt. Vereinfacht ausgedrückt nach dem Motto: "Geh nicht in deine volle Kraft, sonst landest du auf dem Scheiterhaufen!"

Dabei kommt die weibliche Ur-Kraft, für die in freiRaum-Sitzungen häufig die dunkelrote Farbe ausgewählt wird, aus der Erde. Rot ist eine kraftvolle Farbe. Die Farbe der puren Energie, der Aggression und des Blutes. Früh wird frau eingetrichtert, dass Wut und Durchsetzungskraft nichts für Mädchen ist und so mutiert sie zu einer Heulsuse, zu einer Zicke oder zu einer erwachsenen Ausgabe eines netten Mädchens statt klar und deutlich ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Das rächt sich später in Partnerschaften mit der halbbewussten Botschaft an den Partner, die eigenen Bedürfnisse zu erraten und auch zu erfüllen. Eine Sache der Unmöglichkeit für einen Mann, dem diesbezüglich klare Kommunikation meist sehr entgegenkommen würde.

In den freiRaum-Sitzungen von Frauen zeigen sich häufig ganze Ahnenreihen von Frauen, die auf ihre Ur-Kraft ganz oder teils verzichtet haben. Ihre Gründe sind vielfältig: Unterdrückung und Selbst-Unterdrückung, Gewalt und Missbrauch, weitergegebene Glaubenssätze und Überlebensmuster. Jede Frau reiht sich da ein, denn sie will dazugehören. Stellt eine Frau in einer Sitzung erschrocken fest, auf wie viel eigene Kraft sie deswegen verzichtet, fasst sie manchmal den Entschluss, sich ihre Kraft zurückzuholen, auf die Gefahr hin, die Zugehörigkeit zum Familiensystem zu verlieren. Also kündigt sie die kraftraubende Loyalität auf und bekennt sich zur ihrer Ur-Kraft und zu ihrem Weg. Spannenderweise wird dabei automatisch das gesamte Frauenfeld bereinigt und ein Stück geheilt. Jede Frau, die in ihre Ur-Kraft geht und sich heilt, heilt auch alle anderen ein Stückchen mit.

Übrigens basiert die Unterdrückung dieser Ur-Kraft auf der Unterdrückung der feinen Wahrnehmungen und Gefühle. Man könnte meinen, Gefühlsunterdrückung wäre doch kein typisches Problem der Frauen. Das täuscht. Emotionalität wird Frauen durchaus zuerkannt, nur sind Emotionen, die recht hohe Wellen schlagen, nicht das Gleiche wie Gefühle, die viel feiner sind. Sind Emotionen präsent, übertönen sie sofort die feinen Gefühlswahrnehmungen. Überlebenstechnisch ist es auch sinnvoll, sind Emotionen ursprünglich vor allem wichtige Mitarbeiter unseres Egos, das unser Überleben sichern soll: Haben wir Hunger, sollen wir essen. Greift und jemand an, sollen wir ärgerlich werden und kämpfen oder aber Angst bekommen und fliehen. Würde frau also auf ihre ganz feinen Wahrnehmungen und (Körper-)Gefühle achten, würde sie jede Unstimmigkeit merken und wahrscheinlich nicht ertragen können. Sie würde in ihre Kraft kommen und das würde den Status quo ganz schön ins Wanken bringen.

Die Kriegerin

Jede Frau hat auch ihre sog. männliche Seite, die Kriegerin. Sie ist straight, hat einen klaren und kühlen Kopf und ist kampfbereit, und zwar bis zum Letzten. Die Kriegerin ist automatisch da, wenn die eigenen Kinder in Gefahr sind. Man sagt dann auch: Sie kämpfte wie eine Löwin. In anderen Situationen ist es still um die Kriegerin, es sei denn, sie wird für Belange Dritter eingesetzt oder zu einem anderen hehren Zweck. Ansonsten gilt die Diagnose: Too much! Also, zu stark, zu raumgreifend, zu kraftvoll, zu kompromisslos, unbezähmbar – eine Urgewalt eben. Wohin damit in dieser Gesellschaft? In diesen Zeiten?

Die Zarte, die Feinfühlige, die Heilerin

Die zarte feinfühlige und heilerische Seite der Frau ist in der Gesellschaft einerseits gern gesehen: Die Frauen arbeiten im Kindergarten, in der Pflege, in der Beratung und im Service – alles Bereiche, die eine besondere Feinfühligkeit anderen Menschen gegenüber erfordern. Andererseits wird diese Seite abgewertet und sogar ausgenutzt. Am ehesten erkennt man es an der Unterbezahlung und auch an einer gewissen Selbstverständlichkeit der emotionalen Arbeit, ob im Beruf oder privat. Eine Gegenleistung ist nur für "echte" Arbeit zu erwarten. Emotionale Arbeit, dazu gehört auch jede Form von Beziehungspflege, gehört nicht dazu. Viel mehr solle frau froh sein, überhaupt so einen tollen Beruf zu haben, der den Menschen so viel Gutes bringt. Das hat etwas Halb-Ehrenamtliches an sich.

Die feinfühligen, zarten und heilerischen Kräfte darf frau also ausleben, aber bitte auch hier nicht voll und ganz. Auch soll sie die damit einhergehenden Abwertungen dieser Kräfte akzeptieren und auch für die vorgeschobenen pseudo-rationalen Gründe für diese Abwertung Verständnis aufbringen – als empathische Person würde sie das alles sicherlich verstehen. Es herrsche ja Geldmangel. Und dann die Sachzwänge. Es täte allen Verantwortlichen zwar sehr leid, aber... Verstößt frau gegen diese Abmachung, wird sie des Egoismus und der Undankbarkeit beschuldigt. Und so sitzt sie manchmal ganz schön in der Falle. 

Die Wilde und die Unbezähmbare

Die Wilde und die Unbezähmbare ist, wie der Name schon sagt, nicht zu kontrollieren. Für die Männer ist sie wie ein Buch mit sieben Siegeln. Sie lebt und reagiert nach Regeln, die sich dem (männlichen) Verstand entziehen. Glaubt man, eine Sache verstanden zu haben, wird man im nächsten Moment von etwas ganz Anderem überrascht. Die Wilde und Unbezähmbare ist außerdem eng mit dem Nichts, der Nicht-Existenz, also mit dem Aspekt des Todes verbunden. Das macht sie einerseits geheimnisvoll und anziehend, andererseits kann es für so manchen Konflikt in der Paarbeziehung sorgen. Am schlimmsten ist es jedoch, wenn die Frau diesen Aspekt ihres Selbst selbst nicht kennt oder verleugnet.

Die alte Weise

Die alte Weise steckt in jeder Frau. Und sie weiß auch, was zu tun ist. Über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende hat sie Erfahrung gesammelt und in höchster Not Lösungen gefunden. Sie ist gelassen-kraftvoll und voll fokussiert. Sie muss auch in Ihnen sein: Lassen Sie sich ein paar gute Hinweise von ihr ins Ohr flüstern.

Was tun?

Befreiung ist angesagt, und zwar auf allen Ebenen. Raus aus den Ketten, rein in den Freiraum! Je weniger Ketten, desto mehr Freiraum. Freiraum für sich, für die eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen, für die eigenen Kräfte, Talente und Gaben. Viele Ketten sind unsichtbar; auch sind wir alle, Männer wie Frauen, darauf konditioniert worden, diese Ketten nicht zu sehen und nicht einmal zu spüren. Über die Symbolarbeit und die Spiegelarbeit lassen sie sich auffinden. Und dann stehen Sie vor der Entscheidung: Behalte ich sie oder sprenge ich sie weg?

 

Buchtipp:
Clarissa Pinkola Estés: Die Wolfsfrau - Die Kraft der weiblichen Urinstinkte.

  

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