freiRaum für Hochsensible
Inhaltsverzeichnis
- Hochsensibilität – Fluch und Segen
- Hochsensibilität und die Lebensaufgabe
- Noch einmal zur "Schule" gehen
- Weitere Begabungen
- Vielleicht sind alle Menschen hochsensibel?
Hochsensibilität – Fluch und Segen
Hochsensibilität bedeutet, dass ein Mensch bestimmte Reize deutlicher wahrnimmt als andere Menschen und demzufolge über besondere Wahrnehmungsfähigkeiten verfügt. Häufig können Hochsensible also Dinge wahrnehmen, die andere Menschen nicht wahrnehmen können. Es kann sich auf verschiedene Arten von Informationen beziehen: Gerüche, Geräusche, Energien, Wahrnehmungen, Schwingungen etc. So wiederholt sich auch gleich häufig das erste Muster, das dem unbewussten Gaslighting nahe kommt: Der Hochsensible sagt, dass da etwas ist. Das Umfeld sagt, da wäre doch nichts. So lernt der hochsensible Mensch schon früh, die ihm zur Verfügung stehenden Informationen und Wahrnehmungen zu relativieren oder nicht ganz ernst zu nehmen. Oder er zieht sich ganz in seine eigene Welt zurück. Dadurch, dass er nicht komplett zu sich und seiner Hochsensibilität steht, bekommt er außerdem häufig körperliche oder emotionale Symptome: Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, ein Schwächegefühl, ein Gefühl der Überforderung und Überreizung und vieles mehr. Wichtig für meine Betrachtungs- und arbeitsweise: Die Hochsensibilität ist NICHT die Ursache für diese Symptome, wie es häufig betrachtet wird und was auf den ersten Blick logisch erscheint. Nach meiner Erfahrung sind die Symptome eine Folgeerscheinung. Die Ursache liegt in der Ablehnung, komplett oder nur teilweise, der eigenen Hochsensibilität. Und so wird die Hochsensibilität von den Betroffenen vor allem als Fluch empfunden: Sie macht ihnen Probleme. Sie können nicht so leben und v. a. nicht so funktionieren wie die "normalen" Menschen. Gleichzeitig gibt es Hoffnung: Wird die eigene Hochsensibilität Stück für Stück angenommen, gehen die Symptome von alleine weg. Dafür ist aber tiefgehende Arbeit an inneren Anteilen nötig: Alte Traumata könnten auftauchen und wollen bearbeitet und abgeschlossen werden, die eigene Einsamkeit will endlich voll gefühlt und angenommen werden, die Frage nach der Loyalität (Will ich so sein wie die anderen oder will ich ich selbst sein?) drängt ebenfalls auf Klärung. Werden innere Entscheidungen getroffen und so die Widersprüche aufgelöst, dürfen auch die Symptome gehen: Welch ein Segen! Aber auch dieser Weg hat seinen Preis. (Ausführlicher dazu im Blog-Artikel: Die Annahme der eigenen Hochsensibilität und Sensitivität (als Lebensaufgabe))
Hochsensibilität und die Lebensaufgabe
Hochsensible Menschen haben ihre besonderen Lebensaufgaben auf dieser Welt. Wird die eigene Hochsensibilität angenommen, wird es kein Zurück mehr geben und die Lebensaufgaben werden noch stärker auf ihre Erfüllung pochen. Das wird den Hochsensiblen vor neue Herausforderungen stellen, denn es kann gut sein, dass einige Dinge und Konstellationen nicht mehr passen. Geht es mit dem aktuellen Partner weiter oder nicht? Wie sieht es im Beruf aus? Passt er noch zu mir? Wenn dazu noch andere Belastungen vorliegen — vielleicht hat man bereits ein manifestes Krankheitsbild entwickelt oder muss ältere Angehörige pflegen oder man hat für Kinder zu sorgen –, wird die Situation zunehmend schwieriger und kann sogar ausweglos erscheinen. Hier gilt: Alles in seinem Tempo, alles zu seiner Zeit. Bei der Annahme der Hochsensibilität und der Erfüllung der Lebensaufgaben gibt es absolut keinen Zeitdruck. Sagt man ein erstes klares Ja zu sich und zu seinem Weg, wird man ihn gehen können. Mal sind die Schritte kleiner, mal größter. Wichtig ist, dass man sich dazu bekannt hat und in Bewegung und Entwicklung bleibt, das wohlwollende Universum an seiner Seite wissend.
Noch einmal zur "Schule" gehen
Die Hochsensibilität ist eine Fähigkeit. Für andere Fähigkeiten und Fertigkeiten gab es in der Schule Fächer. Z. B. "Mathe". Wie man mit Wahrnehmungen umgeht, sie deutet, sie (aus-)hält, hat einem niemand beigebracht. Die Hochsensiblen gingen diesbezüglich leer aus. Dabei ist das Wissen da. Ich betrachte mittlerweile meine Praxis freiRaum als eine Art Schule für Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Es ist aber eine natürliche Art der Schule: Das Leben selbst bereitet die Aufgaben vor und nicht ein Lehrer; die Aufgaben sind immer individuell und nur für diesen einen Menschen bestimmt. Es gibt auch Prüfungen, die manchmal im "echten" Leben, manchmal im freiRaum stattfinden. Man muss dann eine bestimmte Aufgabe lösen, die das Leben einem stellt, z. B. einen abgespaltenen traumatisierten Anteil von sich integrieren oder sich mit einer Kraft verbinden oder Kontakt zu einem universellen Aspekt, z. B. dem Tod, aufnehmen oder eine bestimmte Energie (z. B. das freie Kind oder den inneren Teenager) mehr ins Leben holen. Dabei gibt es keinen festen Stundenplan. Die Lerneinheit kommt dann, wenn sie kommt. Es gibt keinen Zeitdruck und auch keinen Druck, sie sofort erfolgreich zu meistern. Man darf Fehler machen. Man darf Dinge ausprobieren. Man darf so sein, wie man ist.
Die Schulerfahrungen Hochsensibler sind meist nicht so prickelnd. Diese Art von Lebensschule ist aber etwas ganz anderes! Zumal das Erfüllen einer Aufgabe ein tiefes Gefühl von echter Zufriedenheit beschert.
Weitere Begabungen
Die Hochsensiblen sind häufig mehrfach begabt. Zur Hochsensibilität gesellen sich also gern noch weitere Fähigkeiten und Talente. Sie können z. B. künstlerischer oder heilerischer Art sein und fallen ebenfalls in den Bereich der eigenen Lebensaufgaben. Und auch an dieser Stelle entzünden sich häufig Konflikte mit dem Umfeld, das wenig Rücksicht auf solche Talente zu nehmen scheint, sie nur als Hobby betrachtet oder nur (oberflächliche) Bewunderung dafür ausdrückt, ohne den Menschen dahinter wirklich sehen zu können. Dabei drückt sich genau an dieser Stelle der Wesenskern des Menschen aus. Häufig werden diese Talente bereits unbewusst oder halbbewusst gelebt. Im Sinne der Aussöhnung mit dem eigenen Wesen lohnt sich eine bewusste Annäherung an diese Talente und ein bewusstes Sich-Bekennen zu ihnen. Das bringt meist Erleichterung, ein Gefühl des Ankommens / Bei-sich-Seins und eine Symptomreduktion mit sich.
Vielleicht sind alle Menschen hochsensibel?
Vielleicht ist die Hochsensibilität der Normalfall und die sog. "normale" Sensitivität die Ausnahme? Vielleicht haben die Normalsensiblen ihre sensitiven und sensiblen Seiten einfach noch besser versteckt?
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