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Ur-Wunden und Ur-Kräfte: die verletzte Ur-Natur

 

Inhaltsverzeichnis

 

Die Grundspannung 

Viele Menschen leben mit einer verborgenen Grundspannung zwischen ihrer oberen zivilisierten und ihrer unteren animalischen Welt. Das merkt man auch im Umgang mit den Körperthemen. Alles, was oben ist, darüber spricht man relativ offen. Was sich im unteren Bereich abspielt, darüber bewahrt man lieber Stillschweigen. Dabei gehört das Animalische genauso zum Menschen wie das Engelhafte. Es passt allerdings nicht in das ehrlich betrachtet heuchlerische Selbstbild eines zivilisierten Menschen. Das Meiste der Zivilisation ist Fassade und außerdem lässt sich das Animalische gar nicht zähmen. Es ist eben kein Schoßhündchen, sondern ein Wolf.

So war das auch in meiner Herkunftsfamilie. Während einer eigenen Arbeit kamen folgende Informationen, als ich mich mit dem Thema beschäftigte: "In unserer Familie hat das keinen Platz. Wir richten das Tier ab, das sich natürlich nicht abrichten lässt. Und wenn es uns misslingt, es abzurichten, dann schließen wir es aus." So geschehen auch mit dem Hund meiner Eltern, der, nachdem er meinen Bruder, als er noch ein Baby war, angeknurrt hatte, weggegeben wurde. Was sich nicht abstellen lässt, muss weg, trotz all der Liebe. Ich glaube, meine Eltern haben es sich nie verziehen, den Hund weggegeben zu haben, auch wenn es ein bequemer Vorwand war, sich als gute Eltern darstellen zu lassen, die so ein Opfer gebracht haben, und die eigenen Aggressionen dem Kind gegenüber auf den Hund abzulagern. Mich konnten sie nicht ohne Weiteres weggeben, auch wenn damit ab und zu gedroht wurde. Die Abrichtungen trafen mich energetisch aber immer von der rechten Seite, woher, wie sich Jahre später herausstellte, meine vielen Mittelohrentzündungen und das leise Rauschen im Ohr resultierten. All die energetischen Ablehnungsbotschaften gegen die Ur-Natur blieben im Ohr stecken. Ich wollte sie nicht einmal in den Kopf lassen und sie an mich heranlassen. Dabei glaubte ich, mit meinen Urinstinkten gut verbunden zu sein. Auch hier eine Frage des Ausmaßes und der Ebene: "nicht ganz so unverbunden wie die anderen". Die Ur-Natur kann sich gewaltig aufbäumen, wenn sie verletzt wird. Sie ist haarschaf und ohne Erbarmen. "Entschuldigen, würden Sie bitte..." – für so etwas ist keine Zeit. Zack und ab ist der Kopf. Ja, wir brauchen unsere Ur-Instinkte. Und zwar nicht nur in gefahrvollen Situationen, sondern auch im Alltagsleben. Oder wollen Sie zum Spielball fremder Mächte werden? 

Panikattacken

Panikattacken werden als so eine fremde Macht erlebt, die auf einmal über einen kommt. Faszinierend und zutiefst bedrohlich zugleich. Ein Moment des Kontrollverlustes.  Dabei lassen sich viele Panikattacken dadurch erklären, dass sich die Ur-Natur und die Ur-Instinkte des Menschen melden. In diesem Moment spürt der Mensch eine gewaltige Kraft in ihm hochkommen, gleichzeitig hat er Angst davor oder andere Abwehrmechanismen setzen ein. Bei einer Angstreaktion entwickelt sich eine Panikattacke. Auch das Wort Panik verweist auf die Doppelnatur. Der Gott Pan ist unten Tier und oben Mensch. Zeigt er sich, reagieren viele Menschen mit Pan-ik. Manche Menschen haben sich natürlich so sehr im Griff, dass sie nicht in den Genuss solcher Wahrnehmungen kommen. Ihnen bleibt der Kontakt gänzlich verwehrt. Sie spannen die Pobacken zusammen und vieles andere auch. Kein Pan, kein Problem, lautet die (unbewusste) Devise! Das rächt sich später mit allen möglichen Beschwerden und Krankheiten im "unteren" Bereich. Aber auch Kopfschmerzen und Migräne sind möglich. Der Kopf will explodieren, die Urgewalt will den begrenzten rationalen Verstand mit ihrer Wucht sprengen.

Die Ur-Natur kommt durch

Nicht nur in Panikattacken kommt die Ur-Natur durch. Immer wieder zeigt sie sich in der Röte des Gesichts, in einem ungewöhnlich scharfen Blick, in einer schlagenden Zunge. Manchmal wirkt der Mensch, als sei er jemand anders. Und dann wird sie doch zurückgehalten. Das Überzivilisierte behält die Oberhand, beißt sich auf die Zunge, zügelt den Blick und den Zorn. Die Energie bleibt stecken. Verspannungen, Hautausschläge und eine gewisse Grundspannung sind die Folge. Der einzige Weg lautet Aussöhnung. Die Ur-Natur will am Leben grundsätzlich teilhaben. Sie will und muss dazugehören.

Ehrlichkeit

Ohne Ehrlichkeit gibt es hier keinen Fortschritt: Wo bin ich mit meiner Ur-Natur und meinen Ur-Instinkten verbunden und wo nicht? Wie steht es um meine Sexualität, um meine Kreativität und meine Kraft, Dinge zu materialisieren, kleinere und größere? Wie gehe ich mit meinen physischen und geistigen Kindern um? Wie gut fühle ich mich mit meinem Körper, besonders mit der unteren Hälfte, verbunden? Gibt es irgendwo Tabuzonen? Ekelgefühle? Unreinlichkeitsvorstellungen?

Die Abtrennung von der Ur-Natur entspringt übrigens meist einem Loyalitätspakt: Da meine Vorfahren sich davon losgesagt haben, tue ich es auch. Wenn sie darauf verzichten mussten, übe ich auch Verzicht, aus Loyalität. Die Loyalität zur eigenen Ur-Natur setzt sich allerdings immer auf die ein oder andere Weise durch. Natur gegen Kultur eben.

Ur-Natur und der Zyklus

Jede Frau ist natürlicherweise mit ihrer Ur-Natur über den Zyklus verbunden. Ist die Verbindung zur Ur-Natur unterbrochen oder beeinträchtigt, äußert sich das auch in Zyklusstörungen. Diese können "harmloser" Natur sein, z. B. kleine Rhythmus-Störungen, kleinere Beschwerden während der Ovulation oder Menstruation, oder aber schon krankhafte Ausmaße annehmen. Die Rückbindung an die Ur-Natur verbessert auch das körperliche zyklische Geschehen, denn sie beide hängen zusammen. Ein lebendiger Rhythmus ist die Grundlage eines erfüllten Lebens mit all seinen Aufs und Abs.

Ur-Natur und die Geburt

Auch die Zunahme von Komplikationen und Kaiserschnitte lässt sich auf die verletzte Ur-Natur zurückführen. Die Geburt als universelle Kraft ist unglaublich kraftvoll. Hat sich aber eine Frau von ihr abgespalten, wird sie möglicherweise sogar dagegen halten, indem sie sich z. B. unbewusst verkrampft. Der Geburtsprozess wird stocken, was wiederum Ängste auslösen kann, was zu noch mehr Enge, Krampf und Kampf führt. Die Lösung besteht darin, sich wieder mit der Ur-Kraft zu verbinden, die alles materialisiert (Materie=Mutter). Dann kann sich auch die Geburt als ein ekstatisches Erleben vollziehen und entfalten. Welle für Welle und bis auf den Höhepunkt.

 

Empfehlung: Die Serie "Good Girls Revolt"

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Wie stehe ich zu meinem animalischen Erbe? Bin ich durch und durch zivilisiert oder sogar überzivilisiert? So richtig nett und adrett? Oder kenne ich meine gewaltige Ur-Natur? Das Tier in mir? Das Animalische und vielleicht sogar das Bestialische?
  • Wenn ich als Frau eigene Kinder habe: Wie habe ich die Geburt erlebt? Gibt es da noch Unbefriedetes? Wenn Ja, was?
  • Wie erlebe ich als Frau meinen Zyklus? Bin ich mit seinen Aufs und Abs gut verbunden und nutze sie, um Impulse zu empfangen, damit schwanger zu werden und anschließend meine "Babys" in die Welt zu setzen? Wie erlebe ich als Mann den Zyklus der Frau, z. B. als ihr Gefährte oder so, wie er sich in der Natur widerspiegelt, also z. B. als Jahreszeiten? Gehe ich da gut mit oder sträube ich mich dagegen? Habe ich die Vorstellung, dass alles möglichst gleichmäßig und erwartbar sein muss?

 

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Bild von Sarah Richter auf Pixabay
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