Überforderung
Inhaltsverzeichnis
- Zu wenig Yin
- Überforderung als Trug
- Tauziehen
- Überforderung? Was ist das?
- Der Trick mit dem Körper
- Der Trick Ihrer Psyche
- Was tun?
- Den Rückzug erkennen
- Fragen zum Nachforschen und Ergründen
Überforderung ist ein trügerisches Gefühl, so echt, so vereinnahmend, so anstrengend. Der Kopf raucht, die Emotionen spielen verrückt, es gibt viel zu viel zu tun oder der Körper will nicht mehr und streikt. Die Überforderung hat auch viele Facetten, die dem Anspruch, zu funktionieren und alles gut und richtig zu machen, einen schönen Strich durch die Rechnung machen können. Die subtilen Zeichen werden übersehen und mit der Zeit kommen deutlichere Signale.
Zu wenig Yin
Die konstruktive Seite der Überforderungsgefühle ist banal: Wir haben zu wenig Yin und zu viel Yang im Leben. Wir tun zu viel, sind zu aktiv, strengen uns zu viel an. Die Anstrengung an sich ist problematisch, sondern ihre Menge und ihre Ausrichtung. Das ist wie beim Klingeln oder beim Fahrstuhlrufen. Nur weil man Sturm klingelt oder den Fahrstuhlknopf immer wieder drückt, wird die Tür nicht schneller geöffnet und auch der Fahrstuhl wird sich nicht beeilen. Dabei merken wir häufig nicht, dass wir es metaphorisch gesprochen tun und sind dann einfach übermüdet von dem vielen "Knopf-Drücken", dass nicht nötig gewesen wäre. Einmal drücken und warten wäre genau richtig gewesen und hätte auch keinen so großen Kraftaufwand bedeutet. Die Überforderungsgefühle rufen uns also dazu auf, unser Handeln zu überprüfen und mehr Yin, also Passivität, Empfangsbereitschaft und Ruhe, in unser Leben einzuladen. In der Ruhe liegt die Kraft. In der Gelassenheit und dem Fließen auch. Erzwingen kann man eh nichts und es kostet unnötig Kraft. Achten Sie also auf das Wie Ihrer Handlungen, legen Sie Pausen ein, gehen Sie Dinge gelassen an. Erwischen Sie sich bei Hast und Hektik, machen Sie sofort eine Pause, um dieses Muster zu unterbrechen. Wer die Zeichen kurz- bis mittelfristig nicht annimmt, landet dann mit einer Erkältung oder Grippe im Bett. Bei langfristiger Nicht-Annahme drohen andere Symptome und stärkere Botschaften. Viele wehren sich dagegen. Dieses Nichts-Tun fühlt sich manchmal wie Versagen oder etwas Falsches an. Dabei passiert im Hintergrund sehr sehr viel. Die innere Heilerin ist bereits fleißig am Arbeiten und auch die Verarbeitung findet auf Hochtouren statt. Ihre Aufgabe: es geschehen zu lassen!
Überforderung als Trug
Häufig haben Überforderungsgefühle einen hohen Grad an Selbstbetrugsanteilen, die sie befeuern. Es kann tatsächlich "bequem" sein, sich überfordert zu fühlen. Für viele Menschen ist diese Art von Überforderung sogar zur zweiten, wenn nicht zur ersten Natur geworden. Die Überforderung erlaubt ihnen, sich nicht aus ihrer Komfortzone hinauszubewegen. Sie hätten dann schon so viel zu tun und wären bereits dadurch überfordert, dass sie keine weiten Sprünge mehr machen könnten. Klingt logisch, ist es nicht. Wie bei den meisten Schutzmechanismen, sind hier Ursache und Wirkung vertauscht. Die Wahrheit wäre: Damit ich nicht an die wesentlichen Punkte und Aufgaben komme, schaffe ich mir so viele andere Aufgaben, so dass ich sie vorschieben kann. Wenn ich dann noch Überforderung dazukommen lasse, bin ich wirklich vor diesem Wesentlichen gut geschützt. Dabei verweist die Überforderung, wie jedes Symptom, indirekt auch auf den Kern des Problems. Es muss Anteile geben, die etwas anderes wollen.
Tauziehen
Dieses Tauziehen ist typisch für Überforderungsgefühle. Viele davon entstehen erst daraus. Jemand entschließt sich z. B. zur inneren Arbeit, lässt sich auf eine Sitzung ein und fühlt sich danach oder währenddessen überfordert. Einige Teile wollen Fortschritte machen, anderen Teilen ist es zu langsam oder auch nicht schnell genug. Ja, auch die hektischen und die "Ich-will-es-schnell-haben"-Anteile können Überforderungsgefühle hervorrufen. Auch die Hektik will überspringen und lenkt vom Wesentlichen ab.
Überforderung? Was ist das?
Die Schutzmechanismen können sogar so ausgefeilt sein, dass man einen Aspekt ganz wegrationalisiert und aus dem Leben gebannt hat. "Überforderung? Kenne ich nicht!" – so lautet dann die Devise. Auch ich wunderte mich manchmal, weswegen so viele Menschen ständig überfordert sind. Ich frage mich: "Was machen sie denn die ganze Zeit?", hatte ich doch eher mit den Gefühlen der Langeweile und der Frage, was ich mit meiner Zeit anfange, zu kämpfen. Das Außen ist aber ein Spiegel und irgendwo musste ich also auch überforderte Anteile oder Schutzmechanismen haben wie die anderen auch, bloß viel besser versteckt. Hier gilt: Schauen Sie genau in den Spiegel = ins Außen. Dann erkennen Sie zuverlässig, was Ihre Punkte sind. Gern sind es solche, bei denen man sagt: "Damit habe ich nichts am Hut." Gut, am Hut nicht, aber woanders. ;-)
Der Trick mit dem Körper
Wie alles, kann die Überforderung auch in den Körper sinken. Hat man ein Bild von sich, dass man gut mit allem flowt und missachtet die verschiedenen Signale und Anteile, so kann die Überforderung sich rein körperlich ausdrücken: Übelkeit, seltsame Körpergefühle, ein stranges Krankheitsgefühl können die Folge sein. Unangenehm und etwas beängstigend kann sich das anfühlen. Manche Menschen müssen sich sogar übergeben.
Der Trick Ihrer Psyche
Bitte überprüfen Sie, ob Sie tatsächlich überfordert sind oder Ihre Psyche Sie nur aus Traditionsgründen beschützen will. Die Psyche funktioniert assoziativ. Das heißt, sie ruft je nach Situation und Assoziation eine entsprechende Assoziationskette und entsprechende Muster auf. Stellen Sie sich vor, Ihre Verarbeitungskapazitäten sind ein Glas, das 250ml fasst. Überforderung erleben Sie, wenn mehr als 250ml versuchen in dieses Glas zu kommen. Vielleicht sind es nur 200ml, aber sie kommen sehr sehr schnell und Sie bekommen Angst, dass da gleich noch mehr nachkommt. Oder es sind mehr als 250ml, so dass das Glas bald überläuft oder bereits überfüllt ist. Der Trick Ihrer Psyche besteht aber darin, dass Sie Ihnen möglicherweise nicht Ihr aktuelles Glas anzeigt! Es wird ja per Assoziationskette aufgerufen und so kann es sein, dass die Situation mit Ihrer Kindheit verbunden ist. Damals fasste Ihr Glas tatsächlich 250ml, heutzutage sind es vielleicht sogar 2500ml. In einer bestimmten Situation fühlen Sie sich aber so, als hätte es wieder 250ml und es kann täuschend echt sein. Beim nächsten Mal, wenn Sie Überforderung verspüren, lassen Sie sich die Einschätzung Ihrer Psyche anzeigen, und zwar die mit dem kleinen Glas. Anschließend bitten Sie darum, Ihnen die Wahrheit über Ihre Verarbeitungskapazitäten anzuzeigen. Lassen Sie sich überraschen, was Sie dann sehen.
Man kann es auch andersherum betrachten: Ihr Glas als Erwachsener ist zwar groß gewachsen, aber da ist immer noch so viel Unverarbeitetes drin, dass die große Kapazität überhaupt nicht genutzt werden kann. Gleichzeitig können Sie (unbewusst) das als Grund benutzen, warum Sie an den Bodensatz gar nicht können. Hier gilt es, sich sehr aufmerksam zu durchschauen.
Was tun?
Das Beste, was Sie tun können, ist also Ihre Überforderung ernst zu nehmen, aber nicht zu ernst. Geht es tatsächlich um zu wenig Yin im Leben, zu wenig Erholung, zu wenig weibliche Kraft, sollten Sie den Anzeichen stattgeben und sich Ruhe, Entspannung und Erholung gönnen. Nutzen Sie Überforderung als Ablenkung vom Wesentlichen, sollten Sie unbedingt eine Entscheidung treffen, Ihre Überforderungsgefühle entsprechend einzuordnen und sie nicht Herr der Lage werden zu lassen. Dieser Rollentausch wäre unangemessen. Die Gefühle, die Sie selbst erzeugt haben, wenn auch nicht sonderlich bewusst, sind dann der Boss und Sie sind der Knecht. In den meisten Fällen haben wir es mit einer Mischform zu tun, also hören Sie genau hin. Hinterfragen Sie auch den berühmten Gedanken "Auch das noch!". Wenn viel passiert und noch vieles dazu kommt, was ist dann der höhere Sinn davon? Wozu werden Sie gezwungen? Gehen Sie diesen Fragen nach und erleben Sie ein paar überraschende Antworten. Das, was wie Ihr Feind aussieht, tarnt sich vielleicht nur als solcher. Ich schicke Ihnen auf diesem Wege eine Portion Mut hinzu, denn diesen werden Sie brauchen. Auf geht's!
Wenn wir also davon ausgehen, dass Überforderung es grundsätzlich gut mit uns meint, dann kann sie verschiedene Dinge bezwecken. Sie kann eine Pause erzwingen. Oder sie kann Sie dazu bringen, Wesentliches von Wesentlichem unterscheiden zu lernen. Sie kann Sie von ihren Ungedulds- und Hektikanteilen befreien. Sie kann sie dazu bringen, sich von allem zu trennen, was fremdartig und nicht wesensgemäß ist. Sie kann sie dazu bringen, gewohnte Pfade zu verlassen, z. B. aufhören zu versuchen, etwas intellektuell zu erfassen, was sich nicht intellektuell erfassen lässt, oder aufhören, Gefühle oder Emotionen nach einem bestimmten Muster zu fühlen und sich ihnen stattdessen hinzugeben. Sie kann Sie sogar, ganz übergeordnet betrachtet, in eine neue harmonischere Ordnung zwingen, sie dazu bringen, sich aus mechanischen und auferlegten Takten zu verabschieden und sich dem echten Lebensrhythmus anzuvertrauen. Was für ein Segen diese Überforderung doch ist!
Den Rückzug erkennen
Überforderung macht es möglich, sich zurückzuziehen, Probleme und Bewältigungspunkte als "zu viel" zu betrachten. Entscheiden Sie sich, diese Punkte und Probleme als fördernd statt fordernd zu betrachten. Was ändert sich, wenn Sie sie so betrachten, dass sie für Ihre Entwicklung förderlich sind, wenn auch auf eine erzwungene Art und Weise? Zwang und Forderung treten nur da auf, wo die milderen Mittel nicht mehr reichen. Wollen Sie also Überforderung vorbeugen, ist das Beste, was Sie tun können, sich freiwillig Ihren Punkten und dem, was Sie nicht sehen wollen, zu stellen. Tun Sie es nicht, werden Sie aufgefordert, es zu tun. Ihre Weiterentwicklung ist nicht verhandelbar. Wollen Sie sie nicht, wird sie erzwungen.
Fragen zum Nachforschen und Ergründen
- Wie oft fühle ich mich überfordert? In welchen Situationen? Welche Symptome bekomme ich? Wie gehe ich damit um?
- Welche Vor- und welche Nachteile haben die Überforderungsgefühle für mich?
- Wo weist mich die Überforderung auf mangelnde Yin-Kraft hin und wo auf Ablenkung vom dem, womit ich mich eigentlich beschäftigen soll? Kann ich das Konstruktive und das Abwehrhafte der Überforderungsgefühle bereits unterscheiden? Bin ich bereit, es zu lernen, oder will ich mich weiter hinter den Überforderungsgefühlen verstecken?
- Welches Thema ist als Nächstes bei mir dran?
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