Der Glaube, nicht gut genug zu sein, und die Angst abgelehnt zu werden
Inhaltsverzeichnis
- Glaubenssatz Nummer 1?
- Wahrheit und Lüge
- Angst vor Ablehnung
- Aggression und Vorwürfe als Gefühlsschutz
- Die Lösung
- Fragen zum Nachforschen und Ergründen
Glaubenssatz Nummer 1?
Der Glaube, nicht gut genug zu sein oder etwas nicht gut genug getan zu haben, ist eines der weitverbreitetsten und tiefsitzenden Muster der menschlichen Psyche. Dieser Glaubenssatz sorgt für vielfältigste Folgeerscheinungen im Kopf und im Leben. Wir glauben dann, dass wir nicht gut genug und deshalb der Liebe nicht wert sind. Wir lieben uns schlichtweg nicht komplett (und andere und das Leben damit auch nicht). Die Folge sind Schamgefühle. Oder wir glauben, wir hätten etwas besser oder anders machen können. Die Folge sind Schuldgefühle. All dies ist rein illusionärer Natur, auch wenn es uns sehr echte Symptome, Konflikte und Probleme beschert. In der systemischen Therapie gilt der Grundsatz: Jedes Verhalten, das ein Mensch zeigt, egal wie konstruktiv oder destruktiv es zu sein scheint, ist das bestmögliche, das diesem Menschen in diesem Moment zur Verfügung steht. Könnte er sich besser verhalten, würde er es tun. Dieser Satz ist absolut wahr und jeder Systemiker weiß es vom Kopf her. Ganz etwas anderes ist es, es auch im Herzen zu wissen und zu fühlen. Um dies zu erreichen, muss man sich seinen Lügen und Illusionen stellen.
Wahrheit und Lüge
Wir unterscheiden, auch im moralischen Sinne, stark zwischen Wahrheit und Lüge, dabei ist die Lüge die kleinere Schwester der Wahrheit. Ohne Wahrheit keine Lüge, denn die Lüge ist eine verzerrte Darstellung der Wahrheit. Man kann sich das energetisch so vorstellen, dass in jeder Lüge die Energie der Wahrheit mitschwingt. Wo die Lüge ist, ist die Wahrheit nicht weit. Jeder sensible Mensch kann das gut wahrnehmen. Bei der Lüge fließt die Energie nicht. Bei der Wahrheit entsteht ein Flow. Man sagt auch: Lügen haben kurze Beine. Das ist auch energetisch betrachtet korrekt, denn die Wahrheit steht immer fest auf dem Boden mit vollem Kontakt. Die Lüge steht auf Zehenspitzen oder vermeidet den Bodenkontakt ganz. Die Lüge braucht Brille am Kopf und manchmal auch Krücken und andere Gehhilfen im unteren Bereich des Körpers. Zusammenfassend formuliert: Das, was in unserem Kopf, also oben, ist, stimmt nicht mit der Basis unseres Lebens überein, also mit dem, was unten ist. Daher die Symptome, die wir häufig versuchen auszugleichen. Zu den häufigsten Lügen-Symptomen gehören übrigens Rückenschmerzen. Und die weitverbreitetste Illusion lautet: "Wenn ich erst dies oder jenes geschafft habe oder so oder so bin, erst dann habe ich die Liebe verdient und sie wird mir zuteil."
Angst vor Ablehnung
Die Angst vor Ablehnung spielt bei diesem Glaubensmuster eine wesentliche Rolle. Der Glaube, nicht gut genug zu sein, befeuert die Angst, dass einem dieser Glaube auch gespiegelt wird, dass man also nicht geliebt und abgelehnt wird (Gleichzeitig liegt im Erleben der Ablehnung Heilungspotential, da man die Chance bekommt, die verdrängten Gefühle zu durchfühlen.). Ablehnung ist per se nichts Schlimmes. Könnten wir nicht Nein sagen, hätten wir keine Möglichkeit zu differenzieren und würden irgendwann entweder explodieren, weil wir alles in uns aufnehmen, oder einfach wegen Überfüllung stehenbleiben: Rien ne va plus! Nur tut Ablehnung bei diesem Glaubenssatz besonders weh, denn sie geht direkt ins Herz. Es gibt verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen. Man vermeidet Ablehnung, so gut es geht, sagt immer Ja. Man lehnt als Erster ab und vermeidet so die Ablehnung durch andere. Man wird ehrgeizig oder perfektionistisch und so gut auf seinem Gebiet, dass man kaum mit Ablehnung rechnen kann. Die Restangst (und gleichzeitig auch die Hoffnung, mit dem Verdrängten konfrontiert zu werden) bleibt natürlich, denn all diese Mechanismen sind nur ego-schützender Natur bzw. beschützen das verletzte innere Kind in einem. Viele haben auch die Erfahrung gemacht, dass die Ablehnung bzw. die Wahrheit Beziehungen zerstören kann und halten sich deshalb mit klaren Ansagen zurück bzw. erfinden sogar Lügen. Das trifft auch zu, wenn die Ablehnung bzw. die Wahrheit lieblos ausgedrückt wird. Das ist kein Problem der Ablehnung oder der Wahrheit als solcher, sondern das des Benutzers. Eine wichtige Zutat fehlt und so verwechselt man ein Faktum mit seiner Wirkung, die erst durch die Anwendung entsteht. Also muss die Art der Anwendung korrigiert, in diesem Fall mit Liebesenergie aufgefüllt werden. Fehlt die Liebesenergie und überwiegt die Angst, ziehen viele Menschen (unbewusst) die Lüge, dazu gehören auch Schmeichelei, die falsche Art von Höflichkeit, Anbiederung, Überverantwortung, anderen etwas abnehmen, vor. Sie haben ja nun einmal die Erfahrung in ihrer Kindheit und auch in ihrem sonstigen Leben gemacht, dass die Wahrheit alles nur noch schlimmer macht oder bestenfalls alles wieder unter den Teppich gekehrt wird, wenn auch, wir bereits erläutert, es nicht die Wahrheit als solche verursacht hat.
Aggression und Vorwürfe als Gefühlsschutz
Um die Gefühle der Ablehnung nicht zu spüren, greifen wir Menschen häufig zur Aggression. Wo wir uns einen direkten Ausdruck von Aggression nicht erlauben, drücken wir sie indirekt aus, häufig in Form von Vorwürfen. Vorwürfe dienen der Abwehr von Schuldgefühlen und auch der dahinterliegenden Scham, nicht gut genug zu sein. Dahinter verbergen sich Ablehnungserfahrungen und Selbstwertproblematiken. Aggression kann auch nach innen gerichtet werden und so löst Selbst-Ablehnung selbstdestruktive Muster aus: Sucht, Autoimmunkrankheiten, passive Aggressivität etc.
Die Lösung
Haben sich Scham- und Schuldgefühle gebildet, führt kein Weg daran vorbei, diese zu erlösen. Die Scham muss durchfühlt und das dadurch entstandene Loch mit Liebesenergie gefüllt werden. Die Scham ist übrigens das beste Therapeutikum, dass die unauthentischen Ego-Schichten einfach dahinschmelzen lässt, wenn man sie machen lässt. Unangenehm und unglaublich wirkungsvoll! Die Schuld wird durch Vergebungsarbeit erlöst, z. B. durch ein Vergebungsritual. Ängste müssen durchfühlt und in Vertrauen und Mut übersetzt werden. Am besten gelingt es, wenn man sich auf kleinere Ziele zubewegt und durch ihre Bewältigung immer mehr positives Feedback bekommt, ob im Rahmen der Aufstellungsarbeit oder auch im "echten" Leben. Und so dringt man Stück für Stück zum Kernthema vor: der mangelnden Selbstliebe. Auch hier muss Klarheit hergestellt werden: Zu viel Prozent liebe ich mich selbst? Schluss mit der Selbsttäuschung, egal ob man sonst zu hoch oder zu niedrig geschätzt hat. Egal, ob es 5, 15 oder 95% sind – es gibt eine Lücke zu füllen. Das geht z. B. mit einer Energieübertragung in das Herzchakra. Auch in einer Meditation, frei oder auch geführt, kann man sich mit der Selbstliebesenergie verbinden und sie bitten, das eigene Herz zu fluten oder jedenfalls so weit zu füllen, wie es für einen gut ist. Yoga, richtig praktiziert, weist ebenfalls den Weg nach innen und zur Selbstliebe. Und dann kann der eigene innere Kern umarmt werden, eine sehr berührende Erfahrung, die ich jedem Leser von Herzen wünsche!
Fragen zum Nachforschen und Ergründen
- Lass dir vor deinem inneren Auge eine Prozentzahl anzeigen: Wie sehr liebe ich mich?
- Wie viel Liebe strahle ich aus?
- Wo agiere ich hart, lieblos? Wo begegne ich Lieblosigkeit und Härte durch andere?
- Wo urteile ich über mich? Wo urteile ich über andere?
- Glaube ich, nicht gut genug zu sein? Habe ich etwas getan, was mich glauben lässt, keine Liebe zu verdienen? (Ab zur Vergebungsarbeit!)
- Bin ich vielleicht sogar das schwarze Schaf der Familie?
- Was ist meine früheste Erinnerung ans Abgelehnt-Werden? Inwiefern habe ich sie geheilt?
- Leide ich unter Schuld- und Schamgefühlen? Inwiefern sind sie mit dem o. g. Glaubenssatz verbunden? Bin ich bereit, sie durch Vergebungsarbeit zu erlösen?
- Steht mein Leben auf einem wahrhaftigen Fundament oder habe ich es auf Lügen aufgebaut? (Um dies zu testen, kannst du eine kleine Aufstellung machen. Nimm zwei Positionen, "Lüge" und Wahrheit" und platziere sie nebeneinander. Und nun stellst du dich mit beiden Beinen auf diese Positionen, und zwar intuitiv. Beachte die intuitive Gewichtsverteilung. Steht mehr von dir auf der "Wahrheit" oder auf der "Lüge"? Stehst du mit beiden Füßen auf einer der Positionen? Die Erkenntnis kann wehtun, aber sie, nur sie, ebnet den Weg zu einem wahrhaftigen Leben.)
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