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Hingabe und was sie ist und was sie nicht ist

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Hingabe

Hingabe bedeutet, ein 100%-iges Vertrauen in das Leben zu haben, sich dem Moment, dem Impuls, dem Höheren Selbst, der Stille überlassen zu können, ganz und gar ohne Widerstand bzw. indem man den Widerstand beim Akt des Sich-Hingebens auflöst. Es ist sooo einfach und sooo schwer zugleich. Sich hinzugeben heißt, einfach und direkt sich und die Welt zu fühlen, ohne etwas dazwischen, also auch, ohne Versuche zu verstehen, zu erklären, zuzuordnen, ohne innerlich oder äußerlich nach einem Muster zu reagieren. Für Menschen auf dem spirituellen Weg ist es DIE Aufgabe schlechthin, in die Hingabe zu kommen. Für alle anderen Menschen auch. Alle sind hier in ihrem Körper um Hingabe an sich und das Leben zu üben. Es ist gar nicht so wesentlich, ob man es bewusst weiß oder nicht. Die Bewusstheit ermöglicht natürlich noch andere Herangehensweisen und Einblicke, manchmal ein beschleunigtes Lernen, z. B. mit einem Lehrer. Durch Energieübertragungen und Unterweisungen können manche Prozesse beschleunigt werden. Punkte und blinde Flecken, bei denen man selbständig nicht weitergekommen ist, werden unter liebevoller Führung aufgelöst. Das erfordert natürlich Mut und Bereitschaft, sich dem zu stellen und die eigene Komfortzone zu verlassen. Auch dafür braucht es schon ein solides Fundament an Vertrauen und Hingabe. Denn Hingabe bedeutet auch die Bereitschaft, Gewohntes, Vertrautes, Vorstellungen, Selbst- und Weltbilder, Werte und Überzeugungen, Geld & Besitz, Macht & Ego, jegliche Form von Negativität und Anhaftung, Wünsche und Sehnsüchte hinwegzugeben. Überwindung pur! (s. auch den Artikel "Opfer bringen, um Besseres zu bekommen")

Das heißt, dass wir alle schon ein Maß an Vertrauen und Hingabe mitbringen, sonst könnten wir gar nicht überleben, ganz abgesehen vom Kern in uns, der uns durchs Leben trägt, egal ob und wie gut wir damit verbunden sind. An manchen Stellen oder auch grundsätzlich haben wir dann unsere Schwachstellen, Unsicherheiten, Ängste, an denen wir dann kompensieren. Ein typisches Muster Sicherheit zu erlangen ist das der Kontrolle.

Es richtig machen wollen

Es richtig machen zu wollen ist ein klassisches Muster, das Menschen mit auf den "spirituellen Weg" nehmen, manchmal ohne es zu merken, da sie nicht 100% im Urvertrauen sind. Da steckt also Angst (Existenzangst) dahinter. Der Grundgedanke: Wenn wir etwas richtig machen, sind wir auf der sicher(er)en Seite. Das ist natürlich mit Anspannung verbunden. Das Muster kann auch (einem selbst) verborgen sein und sich in körperlicher Anspannung, z. B. Nackenschmerzen, Rückenschmerzen o. Ä. zeigen. An sich gehört dazu jeder Versuch, das Leben zu kontrollieren, ob bewusst oder nicht. Und es kann nur punktuell auftreten, nur bei manchen Themen, oder wenn es wirklich um Existenzielles geht. In jedem Fall lauert auch ein Mangel an Liebe oder an Anerkennung dahinter, versuchen wir doch mit dem "Es-richtig-machen", Anerkennung, Liebe, Zugehörigkeit und damit auch Sicherheit zu erlangen. Grundsätzlich ist jeder Druck oder Stress ein Ausdruck von Angst. Heutzutage nennt man es nur euphemistisch Stress, um das Ding nicht beim Namen nennen zu müssen. "Ich habe Stress" – das kann man gut sagen und alle haben Verständnis. "Ich habe Angst" – ist nicht so schick, entspricht aber der Wahrheit.

Was wie Hingabe aussieht ist manchmal keine, sondern eine Flucht

Sich um etwas überhaupt nicht zu kümmern oder zu scheren, es einfach laufen zu lassen, sich selbst zu überlassen, obwohl es offensichtlich eine Aufgabe wäre, da sie vor der eigenen Nase liegt, kann dann entsprechend auch Hingabe vortäuschen, wo gar keine ist und wäre das andere Extrem. Hingabe ist nicht gleichzusetzen mit einer "Mir-Egal-Haltung"; sie ist stets liebevoll, hat einen (auch sich selbst) dienenden Charakter und folgt ihren Impulsen. Im ersteren Beispiel des Es-richtig-machen-Wollens herrscht eine übermäßige Ordnung, die Impulse werden verstärkt ausgeführt oder sogar übermäßig, im letzteren ein zu Viel an Chaos-Energie und Unordnung, die Impulse werden unterdrückt. Meistens tendieren wir als Persönlichkeiten entweder zu dem einen oder zu dem anderen Muster, wechseln manchmal aber auch je nach Thema das Muster. Der Hintergrund ist immer derselbe: Angst vor dem Leben. Und diese lässt sich reduzieren.

Geh mit dem Flow

Praktisch alle von uns haben einen Bereich in ihrem Leben, wo sie für den Flow nichts direkt machen mussten. Meistens bezeichnet man so etwas als "Talent". Ein Talent oder eine Gabe ist unser primärer Zugang zu uns selbst, zum Flow, zum Kern, der durch wenig Widerstand belegt ist. Das bedeutet nicht, dass Talent nicht harte Arbeit bedeutet. Meist arbeiten Menschen mit einem bestimmten Talent sogar mehr und härter als die ohne entsprechendes Talent. Einige werden zu Virtuosen. Das Geschenk des Flows ist allerdings maßgeblich. Viele denken dann, dass es ihre Lebensaufgabe ist, sich in diesem Talent zu verwirklichen. Das kann ein Teil der Geschichte sein, aber es gibt eine viel viel wichtigere Aufgabe!

Wenn wir in einem Bereich unseres Lebens den Flow-Zustand erreicht haben und ihn gut kennen, ist es an der Zeit, diesen Zustand auf andere Bereiche unseres Lebens zu übertragen. Wenn man etwas bei einer Sache kann, kann man es grundsätzlich! Man fängt mit weniger schwierigen Dingen an, vom Prinzip her: von leicht zu schwer. Später überträgt man den Flowzustand auch auf Dinge und Tätigkeiten, die davor völlig undenkbar waren oder mit viel Widerstand belegt waren. Stück für Stück dehnt sich die Hingabe auf das gesamte Leben aus. Bei diesem Prozess darf man sich Zeit lassen. Wie eine Fremdsprache zu lernen oder ein Musikinstrument, braucht es so seine Zeit und seine (kleinen) Schritte. Die Belohnung ist allerdings umso größer je weiter die Ausdehnung des Selbst voranschreitet.

Alte Weisheiten

Der Weg der Hingabe ist dann der spirituelle Weg, der Erkenntnis und Handeln vereint. So wie ihn auch die Bhagavad Gita in Gestalt von Krishna beschreibt und empfiehlt. 🙏🙏🙏 Die Ausrichtung aus das Höchste Göttliche in uns. Das Bezwingen der niederen Anteile, nicht durch Askese oder Abkehr von der Welt, sondern durch das Sein und Handeln in der Welt. Die edelsten lichtvollsten demütigsten Anteile sollen die Führung übernehmen und sich weiter und weiter ausdehnen. Auf sich selbst, die nähere Umgebung, auf die eigene Stadt und dann die ganze Welt. Eine ganz schöne Aufgabe, die uns immer wieder auf die Probe stellt! Stellen wir uns ihr, werden wir immer hingebungsvoller und angstfreier, glückseliger und friedlicher, lösen uns von Abhängigkeiten vom "Außen", verankern uns immer mehr in uns selbst. Das ist wahre Freiheit!

 

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