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"Ist das echt oder nur Flucht?" Das Richtige aus den richtigen Gründen tun. Die vielen Ablenkungs- und Fluchtmöglichkeiten in der modernen Welt

 

Inhaltsverzeichnis

 

Flucht in der modernen Welt

In der modernen Welt gibt es so viele Möglichkeiten zur Flucht und zur Ablenkung. Das ist so normal, dass wir es nicht einmal merken. Noch nie war es wahrscheinlich so einfach, vor sich selbst zu fliehen: in den Beruf, in die Drogen, vor den Fernseher, in die Bücher, in die Computerwelt, ins Café usw usf. Gleichzeitig war es wahrscheinlich auch noch nie so einfach, mit der Flucht aufzuhören und sich den wesentlichen Dingen zuzuwenden. Das Wissen und die Angebote dafür sind da und praktisch jedem zugänglich.

Warum tun wir das, was wir tun?

Grundsätzlich ist das Ziel jedes Tuns das Befriedigen der eigenen Bedürfnisse. Perfekt ist die Bedürfniserfüllung, wenn das Geben und das Nehmen im Einklang sind. Dass das nicht immer der Fall ist, kennt der Leser sicherlich aus seinem Leben. Viele sind fleißig im Beruf und bekommen zu wenig Anerkennung. Jedenfalls fühlt es sich für diese Menschen so an. Andere verausgaben sich auf anderen Ebenen und werden dann krank. Das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen ist in diesen Fällen gestört. Der Austausch mit der Umwelt ist von Blockaden und Schutzmechanismen gekennzeichnet, die viel Energie kosten. Eine Möglichkeit bestünde darin, diese Blockaden aufzulösen und so mehr ins Gleichgewicht zu kommen, so dass man sein Tun immer mehr im Einklang mit sich und der Umwelt vollbringt. Die andere Möglichkeit besteht darin, weiterhin mit den Blockaden zu leben und immer wieder oder auch chronisch aus dem Gleichgewicht zu fallen. Im Extremsten: Bis dass der Tod euch scheidet... Letztere Möglichkeit wird in der Umgangssprache als Ablenkung und in der Fachsprache als Flucht bezeichnet: die Flucht vor sich selbst, die Flucht vor den eigentlichen Problemen, die Flucht vor dem, was in Wirklichkeit gelöst werden müsste. Durch die Aufgabe der Fluchtimpulse können wir uns selbst zuwenden und ins Reine und ins Gleichgewicht kommen. In diesem Artikel gehe ich primär auf die vielen verschiedenen Flucht- und Ablenkungsformen ein. 

Flucht in die Süchte

Das ist der Klassiker der Ablenkung: Zigaretten, ein Gläschen Wein, Schokolade bis hin zu den harten Drogen. Der Süchtige ist auf der Suche. Statt das Fehlende zu suchen und zu finden, gibt er sich mit billigem oder teurem Ersatz zufrieden.  Von Billigschnaps bis zu einer Yacht ist alles dabei. Seine Suche endet nie, stattdessen siecht er im schlimmsten Fall vor sich hin. Nach kurzer Befriedigung kommt der Absturz, der erneutes Handeln erforderlich macht. Was nehmen Sie dann? Das Echte oder einen Ersatz? Letztere Frage ist manchmal gar nicht so einfach zu beantworten, denn viele Menschen haben es verlernt, Echtes vom Ersatz zu unterscheiden, was im Endeffekt auch eine Art Flucht und eine Schutzstrategie darstellt. Denn könnten sie es unterscheiden, würden sie merken, was ihnen wirklich fehlt und mit all dem Abgespaltenen und Verdrängten in Kontakt kommen. Einfacher ist es, zur Zigarette, zum Wein oder zu Schokolade zu greifen und den "Hunger" kurz zu stillen. Bis zum nächsten Mal. 

Flucht in den Aktionismus und das Schaffen vieler Baustellen

Andere Menschen sind fleißig dabei, sich (unbewusst) viele Baustellen zu schaffen, mit denen sie sich ausgiebig beschäftigen können. Bei ihnen ist ständig irgendwas los. Ein Haushaltsgerät nach dem anderen geht kaputt, es gibt ständig Konflikte oder andere wichtige Dinge, um die sie sich sofort kümmern müssen. Oder ihre Kinder übernehmen die Rolle der fleißigen Baustellenbetreiber. So hat man immer gute Gründe, sich nicht mit den wesentlichen oder zugrundeliegenden Problemen zu beschäftigen, denn man habe sehr viel zu tun, dass für alles andere leider keine Zeit mehr bleibe. (Mehr zum "Zeitproblem" im Artikel "Selbstvertrauen aufbauen")

Ablenkung durch Beschäftigung mit Problemen anderer

Dieses Muster ist häufig in den sog. sozialen Berufen anzutreffen. Man beschäftigt sich lieber mit fremden Problemen, versucht anderen zu helfen. Nichts gegen Hilfe zur Selbsthilfe, wenn das eigene Anliegen dabei klar definiert ist. Anders ist es, wenn Menschen ständig anderen zur Hilfe eilen oder versuchen aktiv deren Probleme zu lösen. Unbewusst geht es auch um eine Hoffnung das eigene Problem zu lösen. Der unbewusste Glaubenssatz lautet: "Wenn ich das Problem von A. gelöst habe, so löst sich dadurch auch mein Problem." Das funktioniert nicht. Jeder Mensch kann seine Probleme nur selbst lösen, alles andere ist Selbstbetrug. 

Flucht in die Emotionen bis hin zum Drama

Wo wir gerade beim Thema Selbstbetrug sind. Viele Menschen sind süchtig nach Emotionen. Sie verwechseln sogar Emotionen (große Wellen) und feine Gefühle (kleine Wellen), s. dazu auch den Artikel "Emotionen und Gefühle: große Wellen, kleine Wellen". An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass viele Menschen sich Emotionen und Drama kreieren, um sich lebendig zu fühlen. Manche kreieren sich abwechselnd positive, euphorische und negative, niederreißende Emotionen. Einige sind v. a. Spezialisten für Trauer, Angst oder Verzweiflung. Andere wiederum haben sich auf Wut und ihre Formen spezialisiert. Die vielen Emotionen sind natürlich auch eine Chance, Hinweise auf die tieferliegenden Gefühle zu bekommen. Viele wissen es aber nicht oder nutzen diesen Zusagen nicht. Stattdessen sind die anderen "schuld" und man selbst das arme Opfer: Die anderen seien nervig, würden sich daneben benehmen, zu viel verlangen, seien zickig, übergriffig oder was auch immer. Auch das Drama ist ein unbewusster Versuch, eine Klärung zu bewirken. Meist wird aber die Anspannung nur bis zu einem gewissen Level durchgehalten, an dem der alte Schutzmechanismus, der auch das Drama selbst und so eine Art Fasching sein kann, einsetzt. Eine Lösung bietet in diesem Fall eine energetische Traumaarbeit. 

Emotionen und Drama sind also einer Droge sehr ähnlich. Ohne sie ist das Leben langweilig. Und so finden manche Frauen Männer, die ihnen Liebe, Sicherheit und Vertrauen schenken könnten, todlangweilig und entscheiden sich für Kerle, mit denen sie eine Achterbahn der Gefühle erleben können. So bleibt das Leben spannend. Ohne diese Emotionen ist das Leben auf einmal fad, fast langweilig, wie mir einmal eine Klientin schrieb, deren emotionale Wahrnehmung sich nach einer Sitzung auf einmal stark veränderte. Sie wunderte sich darüber, war sie doch mehr Action und emotionale Färbung gewöhnt. Flieht man nicht mehr in die Emotionen, wird das Leben tatsächlich ruhiger, friedlicher und entspannter. Die großen Ausschläge bleiben aus, es sei denn, ein altes Thema meldet sich.

Auch die Vermeidung von Entscheidungen ist Flucht, eine sehr kostspielige sogar!

Viele Menschen haben Angst, Entscheidungen zu treffen, meist aus der Angst, dass sie eine falsche Entscheidung treffen könnten und Probleme mit den Konsequenzen hätten.  Energetisch mündet das häufig in eine Pattsituation. Zwei Anteile ziehen in verschiedene Richtungen. Das ist so, als würde man versuchen mit dem Fahrrad zu fahren und gleichzeitig auf die Bremse zu drücken. Das ist sehr anstrengend und man wird auch schnell erschöpft sein. Diese energielose Situation führt in die Kraftlosigkeit bis hin zu Krankheit und Depression. Zielführender wäre es, sich die alten und aktuellen Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen anzusehen und endlich beherzt – im Vertrauen auf das Leben und sich selbst – seine Entscheidungen zu treffen. Los geht's! Vor Entscheidungen zu fliehen ist unfassbar kostspielig!

Flucht in die Oberflächlichkeiten des Lebens

Viele Menschen sagen Ja zum Leben, aber nur zu seinen angenehmen oder "bunten" oder oberflächlichen Aspekten. So bleibt man durchaus mit dem, was das Leben zu bieten hat, verbunden. Man sagt Ja dazu, allerdings nicht zu all dem, was das Leben sonst noch zu bieten hat. Die anderen Aspekte des Lebens bleiben so einem fremd oder sie flößen sogar Angst ein, da man sie mit Verlust, Gewalt und Übergriffen verbindet. Das ist schade. Denn auch das bunte Leben will alle Farben beinhalten und nicht nur die, die dem Menschen genehm sind. Da einige Farben fehlen, ist die Farbpalette eingeschränkt ebenso die Wahrnehmungs- und Gefühlsfähigkeit. Es ist sicherlich auch mit der Angst verbunden, in die Tiefe zu gehen. Stattdessen sorgt dann das Leben dafür, dass man z. B. im echten Leben stürzt und so Bodenkontakt bekommt, statt sich einer Illusion über das "bunte Leben", wie eine Klientin diese Wahrnehmung bezeichnete, hinzugeben. Es ist ein bisschen so, als würde man von der Torte nur die Früchte oben drauf essen, aber nicht die untere Bodenschicht. 

Flucht in den Kopf

Noch weiter geht die berühmte Flucht in den Kopf. Man begibt sich auf eine Außensicht-Position und verliert noch mehr Boden-Kontakt. Einerseits ist diese Position manchmal sehr wichtig. Ich nenne sie die Meta-Ebene. Und ich rege meine Klienten häufig dazu an, sie für kurze Zeit einzunehmen, besonders wenn sie in dem Moment im "Drama" und in starken Emotionen stecken. Die Betonung liegt aber auf "kurzzeitig". Vielen Menschen ist die Position zur zweiten Natur geworden. Sie merken nicht, wie sehr sie im Kopf sind (Oder doch? Vielleicht durch Kopfschmerzen oder anderen Kopfdruck? Durch die vielen Gedanken und Grübeleien? Gedankenkarussell?). Das ist so, als würde man das Leben wie ein Computerspiel spielen. Man steuert eine Figur, aber man geht nicht voll ins Erleben und Fühlen. Die Sinne sind nicht voll aktiv.

Flucht in den Tod

Die Flucht in den Tod bedeutet nicht zwangsläufig Selbstmord, auch wenn viele Menschen solche Tendenzen in sich tragen, zumindest an schlechten Tagen. Die Flucht in den Tod bedeutet in erster Linie, dass man nicht voll und ganz ins Leben geht, dass man nicht voll und ganz Ja zu sich und seinem Leben sagt und sich auf die Erfahrungen, die das Leben mit sich bringt, einlässt. Es scheint ein Thema zu sein, das man bereits vor dem Start ins Leben mitbringt. Da dieses Thema aus eigener Betroffenheit heraus eines meiner Praxisschwerpunkte ist, ziehe ich entsprechend dem Resonanzgesetz viele Klienten an, die dieses Thema ebenfalls mitbringen. Vom psychischen Erleben her hatten sie dann Eltern, die sie ablehnten, sie (am Anfang) nicht haben wollten, die sie abtreiben wollten usw. usf. Vom Standpunkt des Seelenplans will der Mensch lernen, voll und ganz ins Leben zu gehen. Seine Grundeinstellung ist aber ein Sich-Entziehen bzw. ein Abbrechen in der Hoffnung, dass man es nicht wiederholen muss. Der Leser kann sicherlich bestätigen, dass unerledigte Dinge nicht vom Stapel verschwinden, nur weil man mit deren Bearbeitung abgebrochen hat. Das Muster zieht sich aber durch das ganze Leben. Ein Anteil will zurück in den friedvollen und polaritätslosen Bereich des Todes und steht immer noch davor und bittet um Einlass oder zumindest um diese friedhöfliche Ruhe. Ein anderer will ins Leben. Und noch ein anderer versucht das Beste daraus zu machen. Das Beste ist aber eben nur ein Kompromiss und kann auch eine Ablenkung vom wahren Sachverhalt darstellen. All meinen davon betroffenen Klienten empfehle ich, sich mit dem Tod auszusprechen, seine Ruhe-Energie anzunehmen und dann voll und ganz ins Leben zu gehen. Damit wäre diese Flucht beendet und damit auch viele andere.

Als Betroffene hatte ich vor Kurzem einen dazu passenden Traum, den Sie bei Interesse hier nachlesen können und der ein weiteres verwandtes Flucht-Muster zum Thema hat: 

Flucht in das Scheitern

Ja, verwandt mit der Flucht in den Tod, da man Dinge nicht zu Ende bringt oder bringen muss. Stattdessen programmiert man sich auf Abbruch, den man danach betrauert. Und so kann es unendlich weitergehen: Versuchen, abbrechen, trauern. Zum eigentlichen (Erfolgs-)Punkt kommt man damit nicht. 

Selbst eine Therapie kann der Flucht dienen

Der Markt ist voll von Therapieangeboten und psychologischen Ratgebern. Auch hier sind die Fluchtmöglichkeiten enorm. Man kann jahrelang zur Therapie gehen, ohne sich mit dem Kernthema auseinandergesetzt zu haben. Intuitiv sucht man dafür auch den richtigen Therapeuten aus, der ebenfalls auf der Flucht vor diesem Thema ist. Man kann sich viele Bücher kaufen und sie alle verschlingen (-> Flucht in den Kopf). Man kann alles verstanden haben bis in Detail, wieso weshalb warum. Man kann stundenlang vor sich hin meditieren. Bearbeitet hat man dadurch möglicherweise rein gar nichts. 

Flucht in das Trauma und in die Opfer-Rolle

Noch extremer ist die Flucht in das Trauma und in das Selbstverständnis eines traumatisierten Menschen. Die Symptome können so stark sein, dass man nicht imstande ist, sich am alltäglichen Leben zu beteiligen. Das Trauma kann dazu benutzt werden, die Verantwortung für das eigene Leben nicht oder nicht komplett übernehmen zu wollen. Und so versteckt man sich hinter dem Trauma, verzichtet darauf, es zu lösen oder zu bearbeiten, denn die eigentliche Arbeit kommt erst nach der Auflösung des Traumas! Man müsste sich dann mit der Frage beschäftigen, was man alles konstruktiv mit seinem Leben anfängt und könnte sich nicht mehr auf dem Trauma ausruhen. Mir ist klar, dass die Sicht von jemandem, der gerade von seinen Traumata stark beeinflusst wird, konträr zu der hier von mir geäußerten ist. Keine Sorge, ich kenne diese Sicht sehr gut. Ich war auch früher traumatisiert, was ich aber nicht mehr bin. Es gibt einen Weg daraus. In erster Linie geht es darum, die Opfer-Haltung, also die Flucht in die Opferrolle, aufzugeben. Die Flucht in das Trauma lässt sich gut mit einer Flucht ins Drama oder in die Drogen / Ersatzbefriedigungen kombinieren. Es gibt aber auch Menschen, denen man ihre Traumaflucht nicht ansieht: Sie sind ehrgeizig, fleißig, sehr intelligent, vielleicht viel im Kopf oder nahezu perfekt.

Eine Klientin berichtete mir von ihren früheren Trauma-Therapiesitzungen, in denen sie sich über viele Sitzungen hinweg in ihren Traumagefühlen befand, um sie zu "durchleben". So etwas führt meiner Meinung nach nicht aus dem Trauma, sondern verfestigt es sogar in den neuronalen Strukturen: Immer wieder dasselbe! Das wird zu einer Trauma-Autobahn. Mein Weg besteht darin, diese Traumagefühle aufzulösen, indem man an ihren Kern vordringt, und die darin gebundene Energie zu befreien. Das ist ein einmaliger Prozess, in dem die Trauma-Erfahrung abgeschlossen wird, und kein Sich-Drehen, auch wenn ein Trauma natürlich mehrere Themen und Schichten beinhalten oder an andere Traumata anknüpfen kann. 

Alles, wirklich alles, kann der Flucht dienen

Übrigens können auch objektiv betrachtet gesunde Sachen, wie z. B. Spazierengehen, Sport treiben, gesunde Ernährung usw., der Flucht dienen. Es ist weniger die Frage, was man genau tut, sondern mit welchem Ziel und aus welchen Gründen.

Das Ziel muss stimmen

Das Ziel muss das Erfüllen der eigenen echten Bedürfnisse und Lernaufgaben sein. Wenn Sie nicht wissen, ob Ihr Ziel legitim ist, befragen Sie Ihre Intuition. Schicken Sie dafür z. B. die Frage in Ihren Bauch und warten Sie kurz auf eine Antwort, die dann von dort aufsteigt. 

Die Gründe müssen stimmen

Man kann durchaus das Richtige tun, nur aus den falschen Gründen. Man kann sich z. B. gesund ernähren, aber nicht weil es den eigenen Bedürfnissen entspricht, sondern um das Gefühl zu bekommen, man würde das Richtige für sich tun oder etwas Gutes für die Umwelt oder oder oder.

Wenn Sie ein Ziel anvisieren, so fragen Sie sich doch, aus welchen Gründen Sie es tun. Wenn Sie zu einem Apfel greifen: Haben Sie wirklich Hunger? Und sagt Ihnen Ihr Körper, dass Sie die Nährstoffe und die Energie eines Apfels brauchen? Oder ist das Ziel falsch und Sie brauchen in Wirklichkeit eine Birne oder vielleicht emotionale Nahrung? Oder sind die Gründe falsch und Sie nehmen den Apfel, weil jemand anders auch gerade Lust auf einen Apfel hat? 

Im Endeffekt muss beides stimmen: das Ziel und die Gründe

Sie merken: Um im Gleichgewicht zu bleiben müssen Sie beides, das Ziel und die Gründe, in Einklang bringen. Und dort, wo es noch nicht möglich ist, nehmen Sie es möglichst gelassen zur Kenntnis. Es geht nicht darum, sofort auf alle Fluchtmöglichkeiten zu verzichten, der Grund hierfür wäre nämlich auch falsch und rein ego-mäßig: "Ich verzichte auf die Flucht, um zu beweisen, dass ich sie nicht mehr brauche." Das wäre Selbstbetrug. Also ziehen Sie ruhig Bilanz, beobachten Sie sich einige Tage oder Wochen lang. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen an sich auffällt, wo Sie zur Flucht greifen. Entscheiden Sie sich auch ruhig pro Flucht: "Ich entscheide mich, mich abzulenken oder zu fliehen, weil ich diese Ablenkung oder diese Flucht noch brauche." Dann herrscht zumindest diesbezüglich Klarheit. Und wenn die Zeit reif ist, dann werden Sie Bereitschaft in sich entdecken, sich von diesen Ablenkungen, Abhängigkeiten und Fluchtmöglichkeiten zu verabschieden. Alles zu seiner Zeit! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

 

Tipp: Unterhalten Sie sich doch mit Ihrer favorisierten Fluchtmöglichkeit oder mit der, die Sie am meisten nervt, auf dem leeren Stuhl. Sie wird Ihnen sicherlich mehr über ihre Geschichte und ihre Funktion verraten. Seien Sie wohlwollend und hören Sie aufmerksam zu!

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Was von der Flucht-Liste kommt mir bekannt vor? Welche Fluchtmöglichkeiten kenne ich von mir? Welche von anderen?
  • Von welchen Flucht-Möglichkeiten habe ich mich bereits verabschiedet?
  • Welche sind als Nächste dran?
  • Welche werde ich noch eine Zeit lang behalten?
  • Welcher Anteil / welche Anteile von mir will / wollen fliehen? Wenn ich ihn direkt befrage, was sagt er: Wovor oder vor wem will er fliehen? (Im Endeffekt ist jede Flucht eine Selbst-Flucht.)
  • Wie viel Ablenkung und Flucht kann ich mir (gesundheitlich, psychisch) noch leisten? Ist es schon fünf vor zwölf oder sogar schon danach?
  • Bin ich bereit, jede Alltagshandlung von mir auf ihre Stimmigkeit hin zu überprüfen? Verfolge ich dabei das richtige Ziel? Tue ich es aus den richtigen Gründen?

  

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