Übung: Gespräche im Kopf konstruktiv nutzen
Der Hintergrund
Jeder Mensch führt Gespräche im Kopf mit anderen Personen. Manche sind erfreulicher oder neutraler Natur, vielleicht freut man sich, jemandem, auch wenn nur im eigenen Kopf ist, von etwas Erlebtem zu berichten. Häufig reden aber viele Menschen immer wieder mit derselben Person oder denselben Personen, die Gespräche haben Streitcharakter oder drehen sich immer wieder um dasselbe. Beinah sieht es so aus, als würde diese Person einen heimsuchen und nicht loslassen. Nun, das ist nicht wahr. Du bist dann derjenige, der nicht loslassen kann. Und du redest in Wirklichkeit nicht mit einer anderen Person, sondern versuchst auf diese Weise Kontakt zu einem Anteil von dir selbst aufzunehmen. Im Endeffekt ist es ein Heil- oder Transformationsversuch, ein Versuch, besser in Kontakt zu kommen. Was nicht einfach ist, weil gleichzeitig auch Anteile wirken, die sich gegen diesen Kontakt sträuben und auch "sehr gute" Argumente anführen. Wenn deine Gespräche mit "anderen" wohlwollender und unterstützender, ja liebevoller Natur sind, brauchst du nichts zu unternehmen (Es sei denn, du lebst dadurch in so einer Art Phantasiewelt und blendest alles andere weg. Dann meldet dir sicherlich dein Körper Dinge, die du ausblendest. Du kannst dann diese Übung auf deine Körpersymptome übertragen und mit ihnen in Kontakt treten, als wären sie Menschen.). Manchmal ist es so weit, dass liebevolle, unterstützende Anteile bereit sind, noch stärker von außen nach innen integriert zu werden. Dann würdest du mit deinen echten oder imaginären Freunden nicht mehr reden, sondern mit ihnen eins werden. Wir widmen uns hier aber dem häufigen Problem der Gespräche im Kopf, die von Disharmonie, in welcher Form auch immer, gekennzeichnet sind. Es ist manchmal nicht einfach, sich auf das Fühlen einzulassen, also sei nicht enttäuscht, wenn dir diese "Übung" nicht beim ersten Mal oder nur in Begleitung von jemandem, der Raum hält und dich auf Ehrlichkeit festnagelt, klappt. Mit der Zeit wirst du es auch alleine können, was sich natürlich sehr positiv auf das Selbstvertrauen auswirkt.
Die Übungsbeschreibung
Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder du setzt dich direkt zur Heilmeditation hin und lässt dir anzeigen, mit welcher Person du anfangen sollst. Oder du gehst systematisch vor und erstellst eine Liste mit Menschen, mit denen du in letzter Zeit Gespräche geführt hast (im Kopf, vielleicht auch in echt), wo noch Unklarheiten und Disharmonien herrschen. Wenn du die Liste erstellt hast, verfährst du wie bei der intuitiven Variante und lässt dir in heilmeditativer Haltung anzeigen, mit welcher Person du anfangen sollst.
Schau, welche Situation vor deinem inneren Auge erscheint. Beobachte. Sieh dir die Körperhaltung der Person an, sieh dir deine an. Werden Worte gesagt? Um welches Thema geht es? Achte drauf, nicht in die mentalen Gebilde, Erklärungen, Konzepte, die vielen Worte abzuschweifen. Bleib beim Beobachten und Fühlen. Nun kannst du entscheiden, mit dieser Person in direkten fühlenden Kontakt zu gehen, sie z. B. an der Schulter anzufassen und ihre Energie einfach zu fühlen. Fühle, such nicht nach Erklärungen, lenke dich nicht ab. Oder aber du lässt dir anzeigen, für welchen Anteil von dir diese Person steht. Dann kommt z. B. ein Kind dazu. Nimm Kontakt zu diesem Kind auf, frage, was es braucht, aber bitte nicht auf die mentale Art, sondern in energetischer Hinsicht. Lass alle Emotionen und Gefühle zu, die die Begegnung in dir auslöst.
Wenn dir jemand in deinem Kopf Worte sagt, die du nicht annehmen kannst, mit denen du in Widerstreit gerät, und vielleicht wurden sie "in echt" gesagt oder nur in deinem Kopf, so konzentriere dich auf die energetische Botschaft dieser Worte. Lass sie dir als Gegenstand oder als Farbwolke anzeigen. Betrachte sie genau, lass sie auf dich wirken, indem du z. B. mit deinem Finger in diese Farbwolke greifst und einfach fühlst. Oder du lässt die Farbwolke langsam auf dich zukommen, in dich eindringen und sich in dir bewegen. Bitte ganz langsam. Fühlen, atmen, annehmen. Lass die Worte beiseite und konzentriere dich auf die Energie.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, kurzzeitig in den Körper der anderen Person zu wechseln und einfach zu fühlen.
Bist du mit dem Anteil, der durch eine andere Person repräsentiert wurde, komplett in Kontakt getreten, wird dein "Streitgespräch" im Kopf verschwinden. Du wirst dich viel friedlicher fühlen. Wenn die Person noch für andere Anteile steht, wird das Gespräch vielleicht fortgesetzt, eine neue Ebene wird sich öffnen. Das ist manchmal wie so eine Zwiebel. Mach in deinem Tempo weiter, Stück für Stück.
Beachte bitte, dass du für das erfolgreiche Durchführen dieser Heilarbeit einen sicheren, offenen und wohlwollenden Rahmen brauchst. Diesen musst du dir selbst geben oder dafür sorgen, dass das jemand anders übernimmt. Kannst du es nicht und versuchst die Klärung in einem vordergründig wütenden Zustand, wird es nicht klappen. Du wirst dich wahrscheinlich im Kreise drehen oder vielleicht sogar noch weiter in die Eskalation gehen. Sieh dann bitte von der Klärung ab. Dann bist du noch nicht offen genug und noch nicht bereit. Sei ehrlich diesbezüglich.
Das Universumspuzzle
Natürlich ist es kein Zufall, warum uns unser Kopf ausgerechnet die eine oder andere Person präsentiert. Sie stellt das Problem und auch die Lösung dar, sofern wir uns fühlend auf sie einlassen. Und wir werden laut Resonanz zu den richtigen Menschen hingezogen, die tatsächlich für solche Anteile stehen. Mach hier aber nicht den Fehler und versuche über die andere Person zu gehen, sondern schaue dir diesen Anteil, für den diese Person steht, in dir an. Was die andere Person mit diesem Anteil macht, ob sich die Arbeit an deinem eigenen Anteil auch heilend für diese Person auswirkt, darüber hast du keine Entscheidungsgewalt. Kümmere dich um deinen eigenen Kram! Es gilt natürlich: Heilst du ein Stück in dir, heilst du ein Stück der ganzen Welt. Wenn ihr eine Beziehung zueinander führt, wird sich die Heilung in dir mit Sicherheit positiv auf die Beziehung zwischen euch auswirken. Denn wenn du deinem eigenen Problem-Anteil nun mit Wohlwollen begegnet bist und seine Gefühle durchgefühlt hast, wirst du auch mit mehr Wohlwollen der anderen Person "im außen" begegnen können. Eine andere Möglichkeit ist, dass man über konträre Anteile zu der Person verfügt, wie so eine Art Puzzlestücke sozusagen. Aber auch da lohnt es sich, sich auf den eigenen Anteil zu konzentrieren, und über den konträren Anteil verfügt man ja auch. Aber den sollte man sich ansehen, auch wenn er vielleicht gar nicht direkt ausgelebt wird.
Eine andere hilfreiche Frage ist: Wenn ich ganz ehrlich wäre, was will ich von dieser Person? Was könnte Sie mir, wenn auch nur in meiner reinsten Phantasie, geben? (Es kann durchaus etwas Positives sein, wogegen man trotzdem Widerstand hat. Der Widerstand kann auch punktuell sein. Man hat z. B. kein Problem, es von einer Frau anzunehmen, aber Widerstand bei einem Mann etc.).
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