Das Recht auf Zugehörigkeit oder "was wir alle wollen"
Wenn man wirklich man selbst ist, ohne jegliche Masken und Verkleidung, gehört man automatisch dazu. Und umgekehrt: Wenn man dazugehört, ist man automatisch man selbst. Als ich klein war, fragte mich mein Vater oft: "Zu wem gehörst du?" Ich, im Kindergartenalten, antwortete: "Zu mir selbst!" Tja, damals wusste ich es ziemlich gut! Sich zugehörig zu fühlen ist ein Lebensrecht!
Alle Menschen wollen dazugehören, egal ob man es ihnen ansieht oder nicht, egal wie autonom, selbstsicher oder was auch immer sie wirken. Und auch Menschen, die andere Menschen ausschließen, wollen auch dazugehören bzw. ihr labiles Gefühl von Zugehörigkeit nicht gefährden. Ist es dir in der Schule vielleicht auch passiert, dass du mit bestimmten Menschen nicht verkehren wolltest, weil sie nicht dein Niveau waren oder weil es dir peinlich gewesen wäre, dass man dich mit ihnen siehst? Wäre dein Ansehen dadurch gefährdet worden? Oder hast du selbst zu diesen Menschen gehört, die dafür hätten sorgen können, dass das "Ansehen" anderer durch den Kontakt mit dir gefährdet worden wäre?
Die Ur-Angst
Die Angst, ausgeschlossen oder verschlossen zu werden, ist eine Ur-Angst, wahrscheinlich die zweitgrößte gleich nach der Existenzangst. Letztere ist natürlich mit der Angst, ausgeschlossen zu werden, eng verbunden. Haben wir Angst vor dem Verlust der Zugehörigkeit, triggert es unsere Existenzängste mit an. Denn wer kann schon ohne Gemeinschaft und Unterstützung körperlich und seelisch überleben? Diese Ängste wirken außerdem auf der Instinkt-Ebene und alle Zusicherungen "vom Kopf her" beruhigen sie rein gar nicht.
Negativität und Abwehr
Das Meiste von unseren negativen Gedanken und der damit einhergehenden Wut / Scham / Schuld entsteht durch Unvergebenes. Ringen wir uns zur Vergebung durch, z. B. durch das Erlangen höherer Sichtweisen oder durch die direkte Herzöffnung, schmilzt das Negative nur so hin und wir heilen automatisch, körperlich wie psychisch. Ein Teil der Negativität kann sich aber auch durch das Herausfallen aus der Zugehörigkeit entstehen. Wir haben das Gefühl, dass sie uns verweigert wird, was meist eine lange Vorgeschichte aus der Kindheit hat, die als Futter das latente oder auch präsente Angst- bis Panikgefühl in sich trägt, verstoßen zu werden. Damit ist ein starker Schmerz verbunden, den zu fühlen wir meist nicht bereit sind. Und so landen wir im Kopf, in negativen Gedanken über uns selbst oder über die Gruppe oder die Menschen, zu der oder zu denen wir im Moment faktisch zugehören. Wir rationalisieren, finden Gründe, warum das so ist, wie es ist. Ob es vielleicht einfach nicht passt, weil die Menschen anders ticken als wir, etwas falsch gemacht haben, etwas nicht verstehen usw. usf. Wut und andere Negativität macht sich breit oder das Thema "sinkt" auf die Körperebene. Einige von uns gehen dann den Weg der Überanpassung, geben sich selbst auf, um sich in die Gruppe einzufügen. Manche üben Druck auf andere aus, es ihnen gleich zu tun, zwingen also andere in die Über-Anpassung, nach dem Motto: "Wenn ich das muss, dann musst du auch...". Andere rebellieren, entziehen sich oder fliehen ganz vor dem Thema. Die Heilung besteht darin, sich auf der energetisch-körperlichen Ebene dem Glaubenssatz "Ich gehöre nicht dazu" oder in noch stärkerer Ausprägung "Niemand will mich" zuzuwenden und ihn in ein Gefühl der tiefen Zugehörigkeit und Erfülltheit zu transformieren (Methodisch s. z. B. Übung: Glaubenssätze, Ängste, Negativität verwandeln). Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in das Einheitsbewusstsein im alltäglichen Leben und eine deutlich (!) verbesserte Lebensqualität, denn: Wo Einheitsbewusstsein herrscht, herrschen auch Friede, Freude und Glückseligkeit.
Einige Glaubenssätze müssen weg
Im Prozess wirst du dich also von so einigen Glaubenssätzen verabschieden müssen. Es könnten z. B. folgende sein:
- Es fühlt sich schlecht an und es wird immer so bleiben.
- Das Leben ist kein Ponyhof.
- Echte Lösungen sind schwer und müssen hart erarbeitet werden.
- Ich bin im Kerne schlecht.
- Ich bin nicht liebenswert und verdiene keine Liebe.
- Ich gehöre nicht dazu.
- Niemand will mich.
- Wenn ich erst einmal dies oder jenes geschafft habe, dann werde ich anerkannt und geliebt und dann wird es mir immer gut gehen.
- Andere haben diese Probleme nicht, nur ich bin so komisch und ganz anders als die anderen.
Solche Glaubenssätze lassen dich aus dem Göttlichen herausfallen und verhindern automatisch deine Zugehörigkeit. Dafür kannst du sehr interessante Erfahrungen machen, die ohne diese Glaubenssätze nicht möglich wären. An diesen Erfahrungen reifst du.
Von der Täuschung des Leistungsweges
Anerkennung durch Leistung verdienen zu wollen wird häufig als Versuch angesehen, sich zugehörig zu fühlen. Dahinter steckt allerdings die gegenteilige Angst! Denn wenn man, wirklich dazugehören wollte, müsste man sich nur so zeigen, wie man wirklich ist – und prompt würde man dazugehören! Vor dieser Nacktheit hat der Mensch aber Angst. Das Problem der Einzigartigkeit löst er dann damit, dass er versucht durch Leistung oder andere Dinge sich von anderen abzuheben, etwas Besonderes zu sein. Auch dies ist nur eine Maske, was dann Folgendes nach sich zieht:
Denkfehler: Zugehörigkeit bedeutet die Aufgabe der Individualität
Nichts könnte dem ferner liegen. Wir gehören alle dieser Welt an und die Welt, das Universum, das Leben, braucht uns genauso wie wir sind. Keiner gleich dem anderen. Das bedeutet, dass, wenn du dich in das Gefüge (des Lebens, einer Beziehung, einer Gruppe, von deinem tieferen Selbst) einfügst, wird deine Einzigartigkeit nur umso mehr erstrahlen. Die Aufgabe der Individualität erscheint nur dort, wo die Zugehörigkeit (vermeintlich) gewollt oder abgestritten, aber in beiden Fällen nicht gelebt wird. Sie zu wollen (und natürlich auch abzustreiten oder abzulehnen) ist etwas ganz anderes als darin verankert zu sein.
Die Zugehörigkeit in Systemen
Unsere Zugehörigkeit zu einem System, z. B. zu uns selbst, zu einem Familiensystem, zum "Familiensystem" einer Arbeitsstelle, zu einer Nachbarschaft usw. ist faktisch, egal wie wir uns diesbezüglich fühlen. Fakt ist: Wir gehören dazu, weil wir ein Teil davon sind. Wir sind da! Dass unser Gefühl ganz gegenteilig sein kann, hat verschiedene Gründe. Am wahrscheinlichsten besetzen wir nicht ganz unseren eigenen Platz. Familiensystemisch betrachtet gibt es ja häufiger, dass man in einer fremden Rolle, Verstrickung genannt, steckt und das Leben von jemand anders lebt. Bist du du, gehörst du dazu! Auch, vom Gefühl her. Ganz abgesehen davon, dass du immer dazugehörst!
Sich zeigen!
Sich so zu zeigen, wie man ist, erfordert Mut. Und es ist eine gute Idee, es zuerst in einem geschützten Kontext zu erproben. Man fängt in einer Praxis an, in Einzelsitzungen, dann in einem Gruppenheilkontext und parallel dazu schon in "echten" Beziehungen mit Menschen, denen man vertraut. Es kann nämlich ganz schön heftiger Schmerz alter Verletzungen hochgespült werden und da ist es gut, wenn alle drauf eingestellt sind und man gehalten wird. Die höchste Heilung geschieht in einer "echten" Beziehung. Das ist schon komisch, oder? Da, wo man (vermeintlich) am meisten verletzt wurde, also in Beziehungen, da liegt auch die höchste Heilung.
Das Einssein: die ultimative Zugehörigkeit
Vom Kopf her wissen viele: Alles ist eins. Es zu fühlen, ist eine ganz andere Geschichte. Übe doch jeden Tag ein bisschen, dich mit allem eins zu fühlen. Du brauchst eine Herausforderung? Dann denke an einen Menschen, den du nicht magst, und versuche in einer meditativen Haltung mit ihm zu verschmelzen. Ja, die Überwindung ist groß, aber die Überraschung wird umso größer sein! Und ich verspreche: Sie wird am Ende sehr positiv ausfallen! Beachte: Je stärker deine Abwehr, desto wichtiger ist es wahrscheinlich, dass du dieses Thema energetisch für dich löst und nicht mehr in der Trennung verweilst.
Wenn dir das Gefühl der Zugehörigkeit, des Einsseins z. B. aus Meditation bekannt ist, dann wird es Zeit, dass du es auf die alltäglichen Bereiche deines Lebens transferierst. Fange mit den Bereichen an, wo dir der Transfer am einfachsten fällt und arbeite dich zu den schwierigeren vor. Was man als einfach und als schwer empfindet, ist es individuell. Für den einen ist es in einer Partnerschaft am einfachsten, für den anderen das absolute Grauen und (noch) ein Ding der Unmöglichkeit. Konzentriere dich auf deinen Weg. Fühle: Du bist das Sandkorn im Sand, der Wassertropfen im Ozean, das Licht im Licht.
Fragen an DICH (bitte in meditativer Haltung an sich stellen und aus der Tiefe die Antwort kommen lassen)
- In welchen Bereichen deines Lebens fühlst du dich zugehörig und in welchen nicht? Wo verweigerst du Zugehörigkeit, obwohl sie faktisch besteht?
- Meditiere über dein Leben: Wie bist du bislang mit der Frage nach der Zugehörigkeit umgegangen? Wo hast du dich überangepasst? Wo hast du rebelliert? Wo hast du ein flowiges und natürliches Gefühl des Sich-Einfügens erreicht?
- Wo grenzt du dich ab, z. B. in deinen Meinungen, Ansichten? Überprüfe, ob die Ansichten und Meinungen es wirklich wert sind, aufrechterhalten zu werden, oder du für eine Transformation bereit bist? Welche (Körper-)Symptome, welches Feedback des Lebens und der Menschen um dich herum machen dich darauf aufmerksam, dass es Zeit wird, dieses Trennende aufzugeben? Möglicherweise wirst du nach der Transformation deine Ansichten und Meinungen korrigieren oder auch behalten, in allen Fällen gewinnst du an Frieden und Lebensqualität und wirst noch mehr zu dem Menschen, der du im Kerne bist: fried- und liebevoll.