Bye, bye, Haare – ein neuer Lebens-ab-schnitt
Meine Beziehung zum Thema Haare war schon immer etwas schwierig. Als Kindergartenkind schnitt ich den Puppen zum Entsetzen meiner Mutter die Haare ab. Ich versteckte die Puppen dann hinter den Gardinen, meine Mutter fand sie und war einfach schockiert. Ich konnte nicht erklären, warum ich das tat. An Puppen hatte ich sonst kein Interesse. Mein bester Freund im Kindergarten war ein Autist. Wir spielten nebeneinanderher mit Autos und verstanden uns einfach direkt und ohne Worte. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, denn in die normale Schule ist er ja nicht gekommen. Und ich kam auf eine "bessere" Schule mit Aufnahmeprüfung. Grundsätzlich versuchte ich mein Leben lang eine Nicht-Frisur zu tragen, mit den Haaren nicht aufzufallen, keine Aussage zu machen, weil es mir irgendwie sonst peinlich gewesen wäre, obwohl ich im Bereich der Kleidung und der Schuhe sehr gern auffällige Sachen trug. Womit diese Scham zusammenhing, wusste ich nicht, erinnerte mich aber gut an die Familienfeiern bei uns zu Hause, bei denen auch meine Oma väterlicherseits anwesend war. Sie war mal eine High-Society-Dame, ihr Mann, mein Großvater, Diplomat in hoher Stellung. Sie erzählte gern, wie sie zu verschiedenen Empfängen gingen und es war ein absolutes No-Go ein Abendkleid ein zweites Mal anzuziehen. Manchmal verspannte ich mich etwas beschämt noch vor diesen Feiern oder zu Beginn, weil ich wusste, dass irgendwann ihre Fragen zu meinen Haaren kommen würden, die ich als sehr unangenehm empfand. Als wolle jemand in mich hineinkriechen. Oder es war viel mehr die Art und Weise, die Energie, die sie vermittelte, irgendwie anrüchig. Ob ich sie geschnitten hätte und ob das meine Mutter oder jemand anders gemacht hätte. Ich versuchte, möglichst kurz zu antworten und sie von mir sozusagen abzuschütteln. Jetzt ist mir eingefallen, dass sie damit wahrscheinlich selbst etwas Erotisches oder Sexuelles verband, da sie im Alter sich selbst die Haare schnitt, da sie wohl sehr dünn geworden waren, und drüber eine Perücke trug. Die sinnlich-erotische Komponente offenbarte sich mir erst etwas später, als ich in meinen sinnlichen Stunden tatsächlich Phantasien von sehr kurzen Haaren hatte. Ich hielt das alles für eine Phantasie, etwas, was ich nie tun würde, denn es fiel mir sonst schwer, mich auch nur von ein paar Zentimetern zu trennen, auch wenn sie schon total ausgedünnt und unansehnlich wurden. Alle anderen um mich herum schienen diese Probleme und Gefühle nicht zu haben. Mitteilen konnte ich mich nicht wirklich. Es war einfach zu peinlich und für mich selbst unverständlich. Allerdings ist es in meinem Leben häufig so gekommen, dass ich Dinge, von denen ich dachte, ich würde sie nie tun, doch tue. Zumal irgendwann auch der Moment kommt, dass ich mir vorstelle, dass auf meinem Grabstein stehen würde: "Sie wollte es schon immer ausprobieren, war aber zu feige." Ja, toll gelebt, was soll man sagen? Dann lieber die Angst jetzt konfrontieren und schauen, was passiert. Was soll denn Schlimmes passieren, womit ich nicht klarkommen würde? Bislang habe ich meinen Weg ja auch sehr gut geschafft! Nun verstärkte sich letzte Woche wieder die Energie, die mich zur Schere trieb.
Diese Erfahrung habe ich schon vor drei Jahren gemacht, als ich mir die Zöpfe abschnitt. Es war mitten in der Corona-Zeit, als das mit den 3G-Regeln und Masken besonders schlimm wurde. Meine Visionen wurden stärker, mich durchfloss eine unglaubliche Ur-Kraft, sexuell und nicht nur. Ich musste handeln und griff zur Schere. Es war etwas impulsiv und brachte mir auch Erleichterung und Erlösung. Mut wird belohnt. Mein Mann war etwas schockiert, nicht wegen der kurzen nicht ganz kinnlangen Haare, sondern wegen meiner Impulsivität: Augen zu und durch! Die Veränderung damals war groß, aber nicht tiefgehend. Ich war sehr überrascht, als mir jemand in einem Gespräch, es ging um Ansichten zu Corona, sagte, ich würde mich nicht verändern. Ich dachte: "Hey? Ich habe mir sogar die langen Haare abgeschnitten! Wenn das keine große Veränderung ist!" War sie auch, aber nicht so wesentlich. Nun machte ich in den letzten Tagen die Erfahrung, dass meine Ur-Kraft wieder eine Erweckung und Aktivierung erfuhr. Die Bilder in meinem Kopf verstärkten sich. Um sie zu überprüfen, griff ich zur Schere und schnitt den Zopf ab. Da war ich total gelassen, das war für mich nichts Neues, und trotzdem der erste Schritt (oder Schnitt ;-) auf dem richtigen Weg. Voller Dankbarkeit für die Erfahrungen der letzten Zeit und in Ruhe warf ich den Zopf weg. Mein Herz pochte allerdings wie verrückt, als ich am selben Abend eine Haarschneidemaschine bestellte. Nun musste ich aber auf ihre Ankunft warten und konnte nicht mehr so impulsiv handeln wie vor 3 Jahren. Die Energie in mir war enorm, ich konnte sie kaum halten. Ich habe viel meditiert und den Prozess einfach geschehen lassen, ohne wirklich was tun zu können. Die Energien verwandelten und beruhigten sich ein Stück. In weiteren Bildern habe ich gesehen, wie ich sie zur Heilung einsetzen kann. Die Ur-Kraft mit ihrer instinkthaften und sexuellen Komponente ist etwas sehr sehr Gewaltiges. In unserer Gesellschaft wird sie häufig einfach zur Spannungsabfuhr oder auch tatsächlich als Gewalt eingesetzt. Das ist aber nicht ihre wahre Natur, wenn sie ganzheitlich gelebt werden kann. Das, was es verhindert, sind unsere übermentalisierten Ichs, die sich im Laufe des Erwachsen-Werdens ausbilden. Es ist kein Fehler, glaube ich, sondern einfach unser moderner Weg, wie wir uns eben entwickeln. Mit dieser Energie ließe sich aber das Übermentalisierte relativ leicht wegpusten, wenn man weiß, wie man das macht. In der Meditation und in weiteren Bildern wurde mir angezeigt, wie man damit arbeitet und was man damit machen kann. Schon vor Jahren holte ich mir meinen Priesterinnen-Anteil zurück, die, mit der Isis- und Ishtar-Energie verbunden, u. a. im Tempel dafür zuständig war, Männer in die höhere Sexualität einzuweihen. Nun leben wir heute nicht im Tempel. Bzw. es gibt kaum noch einen Unterschied mehr zwischen Tempel und Alltag. Zumindest für mich. Ich lebe schon seit geraumer Zeit in einer Art "Kloster" und der Schr/nitt war nun so etwas wie die finale Aufnahme in dieses Kloster, wie das bei Mönchen und Nonnen ja auch durchaus üblich ist, das finale Ja zum Leben mit Gott, zum Weg des Herzens, zu Ahimsa. Dass weltliche Dinge an Belang verlieren und dass echte Schönheit stets von innen kommt, kommt natürlich als Aspekt dazu. Auch wurden mir die Energien, die in meinen Haaren, die nun mal unsere Vergangenheit einspeichern, fremd. Natürlich kann man die Energien verwandeln und durcharbeiten. Ich habe mich diesmal für den radikalen Schr/nitt entschieden. Nicht verwunderlich, dass ich auf einem Spaziergang neulich mit meinem Mann – wir liefen durch den Wald und dann mitten durch ein Feld – das Bild eines Derwischs mit einer Sense, unter dem Derwischkostüm der Knochenmann, empfing, als wir uns beide mit der Essenz der Felder um uns herum verbanden. Es ist Herbst, die Zeit der Ernte und auch des Loslassens. Die Felder sind abgeerntet. Und ich ernte auch ab.
Meine Intuition zeigte mir eine Restlänge von 0,7 oder 0,8cm an. Haare speichern ja unsere Vergangenheit ab, also bleiben die letzten 3 Wochen dran. Zur Reinigung ist es auch sehr praktisch. Einfach unters Wasser halten und nach dem Abrubbeln mit dem Tuch ist alles sofort trocken. Und es versinnbildlicht eine Entscheidung, die ich für mich getroffen habe: Meine Fühler nicht mehr einzusetzen, s. dazu auch Übung: Überverantwortung ablegen, Energieflüsse überprüfen und anpassen, seine Energien zurückziehen. Die energetischen Fühler oder Antennen, die wir alle haben und die wir alle mehr oder weniger nutzen, können wir in fremde Belange stecken. Das sind Belange anderer Personen, also ihre privaten Energiefelder, oder das Feld des Lebens als solches. Byron Katie pflegt zu sagen: "Wenn du ein Problem hast, überprüfe, ob es nicht daran liegt, dass du dich energetisch in fremde Belange, also die eines anderen Menschen oder des Lebens, einmischst." Beispiel: Jemand wird nervös, ob sein Zug pünktlich kommt. Ob der Zug "pünktlich" kommt, ist die Sache des Lebens. Das Universum muss alles so koordinieren, dass wir alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Eine gewaltige Aufgabe, in die du dich lieber nicht einmischen sollst, sonst riskierst du sogar, verletzt zu werden. Diese Einmischung wird bestraft, die Nicht-Einmischung wird belohnt, du kannst besser geschützt durchs Leben gehen. Du weiß instinktiv: "Wie gut, dass der Zug Verspätung hat, so vermeide ich ggf. unangenehme oder schmerzliche Begegnungen oder gar Unfälle. Danke. Danke. Danke." Natürlich ist es gut, das nicht nur zu wissen, sondern auch zu fühlen. Das bringt Gelassenheit und zurückgefahrene Fühler. Dasselbe betrifft auch die Felder fremder Personen. Nun ging Heilarbeit früher (und häufig auch heute noch) normalerweise damit einher, dass der Heiler sich in das psychische Feld des anderen eingeklinkt hat, die erworbenen Informationen verdaut und dem Klienten die Lösung eingeflößt hat. Eine ziemliche Allmacht! Es gibt viel bessere Wege der Heilung ohne Einmischung in fremde psychische Felder, vom Geistigen aus. Die Heiler hatten also eine ziemliche Macht, sich in Felder einzuklinken und sie zu manipulieren. Für mich stand die Entscheidung an, auf diese Macht (also auch auf Kontrolle und Angst) zu verzichten und noch mehr auf Ur-Vertrauen zu setzen. Das Abschneiden der Haar-Antennen ist ein Teil davon. Ein anderer Aspekt ist natürlich der der Authentizität. Mit Haaren verdecken wir unsere Gedanken und häufig auch Teile des Gesichts. Ich will gesehen werden und zu mir stehen und mich nicht mehr verstecken. Eine Entscheidung, die sicherlich noch viele Konsequenzen und lehrreiche Erfahrungen mit sich bringen wird. Ja, vielleicht wird es auch meine "Arbeitskleidung" werden. Ich weiß es nicht und ich lasse mich führen. Ich habe schon einiges meiner Berufung untergeordnet und ihr vieles Ich-Bezogene geopfert. Im Nachhinein kann ich sagen: Es war nicht schade drum! Ich wurde auf anderen Ebenen unglaublich belohnt. Dann sind die Haare vielleicht nur ein kleiner Preis für das, was ich für dieses Opfer leben darf.
Kleiner Nachtrag kurze Zeit später: Der radikale Schnitt hat mich mit dem Höchsten, mit der Buddha-Natur, und mit dem Niedrigsten, dem tiefsten und abscheulichsten Schatten, in Verbindung gebracht. Er hat mir den Weg aufgezeigt, wie man mit dem Höchsten, mit Gottes Gnade, das Mörderischste, das Zerstörerischste und auch das Opferigste heilen kann. Der Buddhist, der seine Persönlichkeit freiwillig ablegt, und der KZ-Häftling, der brutal dazu gezwungen wird, als zwei Extrembeispiele. Und doch liegen sie auf einer anderen Ebene nah beieinander, denn auf dem Weg zum Selbst geben wir alles, was Nicht-Selbst ist, also das Ich, immer mehr ab. Es bleibt nur das, was zum Leben wirklich wichtig ist, mehr nicht. Es war eine Abkürzung, ein Shortcut (haha, im wahrsten Sinne!). freiRaum ist dafür da, dass man Abkürzungen nehmen kann auf seinem Entwicklungswege, sofern die Seele das einem erlaubt. Aber sonst würde man ja auch nicht hingeschickt.
Nachtrag 2, ca. 1,5-2 Wochen später: Der Wunsch, auf weltliche Macht zu verzichten, hat erst einmal auch meinen "machtgeilen" Anteil ans Licht befördert. Ich habe gemerkt, dass viele Menschen im Supermarkt mit Verlegenheit auf mich reagierten und es gefiel mir, Macht über sie zu haben. Zu Hause angekommen, gab es mir allerdings zu bedenken, also richtete ich meine Aufmerksamkeit darauf, mich in Demut zu stärken und die Machtgeilheit weiter aufzulösen.